Amazonien ist mit einer Fläche von etwa 5,8 Millionen km² das größte tropische Regenwaldgebiet der Erde. Es bedeckt rund ein Fünftel der Landfläche Südamerikas, wobei rund 75 Prozent auf Brasilien entfallen. Weitere 25 Prozent verteilen sich auf die Nachbarländer Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Peru. Der Regenwald des Amazonas ist die Heimat einer außerordentlich reichen und vielgestaltigen Pflanzen- und Tierwelt. Zudem ist der Regenwald für das Ökosystem Erde, insbesondere für das Weltklima, von entscheidender Bedeutung.
Anfänge der Erschließung
Im Süden des Kartenausschnittes geht die Zone des tropischen Regenwaldes in die Zone der Feuchtsavanne über. Beide Zonen sind aufgrund ihrer natürlichen und klimatischen Bedingungen gut für die landwirtschaftliche Nutzung geeignet.
Die wirtschaftliche Ausbeutung Amazoniens begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Gewinnung von Kautschuk. Aber erst ab etwa 1970 nahm die Erschließung des Regenwaldgebiets bedrohliche Ausmaße an. Der Bau einer durch das südliche Amazonien führenden Fernverkehrsstraße, der „Transamazônica“, führte zur landwirtschaftlichen Erschließung eines etwa 100 Kilometer breiten Landstreifens zu beiden Seiten der Straße. Jeder Siedler, der sich an dem Projekt beteiligte, erhielt auf Kreditbasis 100 Hektar Land, ein einfaches Holzhaus, Werkzeuge und Saatgut. Dafür mussten sie etwa 50 Prozent der übertragenen Fläche roden und bewirtschaften.
Etwa 100 000 Familien sollten auf diese Weise angesiedelt werden, aber nur etwa 7000 beteiligten sich an diesem gewagten Unternehmen. Das Projekt scheiterte schließlich mehr oder minder, weil die Zahl der Menschen, die aus Amazonien wieder abwanderten, schon bald die Zahl der Zuwanderer übertraf. Ursachen des Misserfolgs waren unter anderem die unzureichenden Erfahrungen der Familien mit der feuchttropischen Landwirtschaft. Zudem hatten die Siedler kaum Möglichkeiten ihre Produkte gewinnbringend zu verkaufen.
Ausweitung der Rodungsflächen
Auch wenn dieses eine Projekt scheiterte, kam es in den folgenden Jahren mit Unterstützung der Regierung zu weitflächigen Waldrodungen in den Randgebieten Amazoniens und längs der neu angelegten Straßen. Viele dieser Rodungen wurden für die Gewinnung neuer landwirtschaftlicher Anbauflächen oder Weideflächen für die Rinderzucht vorgenommen. Vor allem für die Ausweitung des Sojaanbaus wurden große Flächen benötigt. Soja wird vor allem als Kraftfutter in der Rinder- und Schweinemast eingesetzt.
Ein weiteres wirtschaftliches Motiv war die Holzgewinnung, insbesondere die von Mahagoni. Mahagoni ist ein sehr edles Hartholz von großer Haltbarkeit. In Industrieländern wird es für den Bau von Fenstern, Türen und Möbeln gerne verwendet. Inzwischen ist Mahagoni-Holz gesetzlich geschützt. Die illegale Abholzung der Bäume geht jedoch in großem Maßstab weiter.
Als eine dritte entscheidende Ursache für die Zerstörung der tropischen und subtropischen Wälder erwies sich ihr außergewöhnlicher Reichtum an Bodenschätzen. Durch die Entdeckung und den Abbau riesiger Eisenerzvorkommen und die Ausbeutung anderer Lagerstätten von Gold, Zinn, Asbest, Bauxit und Erdöl schritt die Abholzung der Regenwaldflächen immer weiter voran. Allein in den Jahren 2005 und 2006 wurde in Brasilien ein Gebiet von der Größe Nordrhein-Westfalens abgeholzt. Rodungen und Bebauungen könnten den Regenwald am Amazonas bis zum Jahr 2030 um weitere 20 Prozent verkleinern, das entspricht einer Fläche von mehr als einer Million km².
K. Kremb, M. Schneider
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