Die Landschaftsformen in Deutschlands Nordosten sind durch die letzte Eiszeit geprägt worden. Das betrifft vor allem Mecklenburg-Vorpommern, aber in kleinerem Maßstab auch Brandenburg, das über sehr viele Seen verfügt. Die Rheinsberger Seenlandschaft an der Grenze beider Bundesländer ist sowohl typisch für die Natur als auch für die touristische Nutzung der Region.
Natur und Landschaft
Geomorphologisch betrachtet ist die Rheinsberger Seenlandschaft einer von drei Teilen der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Geomorphologie beschreibt die Reliefbildung, also die Gestalt, Anordnung und die Entwicklung der Erdoberfläche. Die Seen im Nordwesten der Seenplatte (außerhalb des Kartenausschnitts), darunter die Müritz, entwässern über die Elde, die in die Elbe mündet. Die Rheinsberger Seenlandschaft entwässert über die Havel, letztendlich also auch über die Elbe. Ebenso sieht es bei der am östlichsten liegenden Feldberger Seenlandschaft aus.
Alle Seen liegen im Jungmoränengebiet, das während der letzten Eiszeit, der Weichseleiszeit, durch Gletscher gebildet wurde. Als Moränen werden Ablagerungen (Schutt, Gestein) von Gletschern bezeichnet. Die Seenlandschaft entstand in den Urstromtälern und Sandern. Über die Urstromtäler floss das Schmelzwasser der Gletscher ab. Dabei bildeten sie große Schwemmflächen, die Sander. Direkt südlich von Rheinsberg liegen die Endmoränen des Pommerschen Stadiums der Weichseleiszeit. Das Pommersche Stadium bezeichnet den mittleren von drei Eisvorstößen, der vor rund 16 500 Jahren begann und vor etwa 13 700 Jahren beendet war.
Naherholungsraum
Die abwechslungsreiche Landschaft hat die Region zu einem bevorzugten Naherholungsraum für Berlin gemacht. Aber auch Besucher aus anderen Bundesländern finden sich ein, um dort ihren Urlaub zu verbringen. Schließlich ist die Region neben den in Polen liegenden Seenplatten in Pommern und Masuren das größte Seengebiet im südlichen Ostseeraum. Das Zentrum ist Rheinsberg, das jedoch nicht am Rheinsberger See, sondern am südlicheren Grienericksee liegt. Die Stadt mit rund 9000 Einwohnern wurde durch die Schriftsteller Theodor Fontane und Kurt Tucholsky bekannt. Heute lockt sie vor allem mit ihrem Schloss aus dem 18. Jahrhundert und den dortigen Festspielen der Kammeroper.
Der bekannteste und größte See ist der östlich gelegene Große Stechlinsee. Er ist über 4 km² groß und mit bis zu fast 70 Metern der tiefste See in Brandenburg. Fontane setzte ihm mit seinem 1899 erschienenen Roman „Der Stechlin“ ein literarisches Denkmal. Aufgrund seines klaren Wassers ist er bei Badetouristen und Tauchern gleichermaßen beliebt. Zu beachten ist allerdings, dass der See mitsamt seinem Umland bereits seit 1938 Naturschutzgebiet ist. Eingebettet ist es in den 2001 eingerichteten Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, auf dessen 680 km² mehr als 100 Seen liegen. Fast zwei Drittel der Naturparkfläche sind mit Wald bewachsen, auf nur einem Viertel wird Landwirtschaft betrieben.
An allen Seen der Rheinsberger Seenlandschaft gibt es zahlreiche Bademöglichkeiten und Campingplätze. Der Ellbogensee, der Große Pälitzsee und andere Seen sind ebenfalls beliebte Surf-Reviere. Ein Netz aus Wander- und Radwanderwegen durchzieht die Region. Ein weiteres Freizeitvergnügen ist der Reitsport, der in einigen Orten betrieben werden kann.
D. Falk, M. Schneider
|