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Niederlande um 1300

aus 978-3-14-100262-1 auf Seite 81 Abb. 3
Diercke Karte Niederlande um 1300

 
Niederlande um 1300

Die Bodenbeschaffenheit in den heutigen Niederlanden war um 1300 sehr unterschiedlich zu heute und viel stärker von dem Wasserstand an der Küste abhängig. Das Land an der Küste bestand größtenteils aus Watt, Seemarsch oder Niedermoorboden. Bereits zu dieser Zeit waren Gebiete eingedeicht. Hier hatten sich durch die Meeresablagerungen Tonböden gebildet.

Erste Deichbaumaßnahmen
In der Holländisch-Utrechtschen Tiefebene stammen die frühesten Nachrichten über Besiedlungen aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Besonders das Moorgebiet zwischen Leiden und Utrecht wurde relativ schnell besiedelt. Die Bewässerungsprobleme wurden immer größer und die ersten großen Seedeiche entstanden (Ersterwähnung 1163). Dann ließ Floris III., Graf von Holland, den Altrhein abdämmen, um Holland gegen den Wasserüberschuss aus dem Gebiet des Bistums Utrecht zu schützen. Auch Graf Wilhelm I. veranlasste zu Beginn des 13. Jahrhunderts zum Schutz der Grafschaft Holland umfangreiche Deichbaumaßnahmen. So kam es etwa an der Südgrenze der Grafschaft zur Anlage von Deichen an Lek, Maas und Yssel. Einige der seeländischen Inseln wurden in einem Zug mit einem einzigen Ringdeich umgeben. In Overijssel, Friesland und Groningen wurde ebenfalls in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit großen Bedeichungsarbeiten begonnen.

Der Graf und die Deichgenossenschaften
Die Kultivierung erfolgte im späteren Südholland im Wesentlichen unter Lenkung der Obrigkeit. Den Grafen von Holland ergaben sich erhebliche Einkünfte durch den Verkauf von Rodungsland und die Erhebung von Zehnten (das bedeutet, dass die Bauern einen Teil ihrer Ernteerträge abgeben mussten). Das Bevölkerungswachstum des 13. Jahrhunderts beruhte wesentlich auf einer gezielten Besiedelung der Marschen und Torfmoore. Ein rechtwinkliges Kanalnetz teilte das Land in Parzellen gleicher Größe. Die Trockenlegung führte zur Senkung des Bodens, was den Deich- und Dammbau erforderlich machte. Die Aufgaben des Deichbaus einschließlich der Instandhaltung der Kanäle, Schleusen und Brücken wurden wahrgenommen von den Deichgenossenschaften („waterschappen“). Sie traten seit ca. 1200 unter Oberhoheit der Grafengewalt auf. Die Beteiligung aller Einwohner wurde durch Lastenverteilung, scharfe Sanktionen und kollektive Verantwortlichkeit gesichert. Die Grafen schufen ein weitgespanntes Netz von Wasserzöllen. Im Zuge seiner städtefreundlichen Politik verlieh das Grafenhaus eine Reihe von Stadtrechten (Haarlem 1245, Alkmaar 1254).
J. Potschka



Stichworte: Boden Deichbau Graf Kolonisation Landnahme Mittelalter Niederlande

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