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Norddeutschland zur letzten Eiszeit

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 12 Abb. 1
Diercke Karte Norddeutschland zur letzten Eiszeit

 
Norddeutschland zur letzten Eiszeit

Die Karte zeigt das Gebiet des heutigen Norddeutschlands zur Zeit der letzten großen Vereisung in der so genannten „Weichsel-Kaltzeit“ (auch Weichsel-Glazial oder Weichsel-Eiszeit genannt). Die Weichsel-Kaltzeit reichte von etwa 115 000 Jahren vor heute bis vor etwa 10 000 Jahren. Damals kam es zu verschiedenen Gletschervorstößen in Nord- und Mitteleuropa – die Gletscher waren teilweise bis zu vielen hundert Metern mächtig.
Das Ende der Weichsel-Kaltzeit markierte den Übergang vom jüngsten Eiszeitalter (Pleistozän) zur Nacheiszeit (Holozän) (siehe auch Grafik S. 12 oben rechts).

Norddeutschland während der Weichsel-Kaltzeit
Der Höhepunkt der Weichsel-Kaltzeit war vor rund 22 000 bis 21 000 Jahren. In diesem Zeitraum waren die östliche Hälfte von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und große Teile Brandenburgs von einer mächtigen Eisschicht bedeckt. Diese Vereisungsphase wird auch als „Brandenburger Stadium“ bezeichnet. Die Eisrandlage (dass heißt die Stirn des Inlandgletschers) verlief in Schleswig-Holstein ungefähr östlich der Landesmitte – entlang einer Linie von Flensburg über Schleswig, Hamburg (östlich der Elbe) und Ratzeburg. Die Elbe wurde von den Gletschern nicht überschritten. Vor etwa 13 000 Jahren war die gesamte heutige Ostseeküste schließlich wieder eisfrei.

Ausprägungen während der Weichsel-Eiszeit
Vor dem Eisrand breiteten sich ausgedehnte Sanderflächen aus, in denen sich Sande, Kiese und Gerölle aus den Schmelzwasserrinnen der Gletscher ablagerten. Die zunächst kleineren Schmelzwasserrinnen verbreiterten sich zu verflochtenen Flüssen, die sich schließlich in großen Urstromtälern vereinigten. Ein solch großes Urstromtal war das Elbtal (Elbe-Urstrom). Das übrige Land war geprägt von Ablagerungen der vorletzten Eiszeit, der so genannten „Saale-Kaltzeit“ (bzw. Saale-Glazial oder Saale-Eiszeit). Die dort vorherrschende Vegetationsform war eintönige Tundra.
Durch die ausgedehnte Vergletscherung war viel Wasser gebunden. Deshalb verlief die damalige Küstenlinie im Westen von Schleswig-Holstein und im Norden von Niedersachsen verlief viel weiter westlich bzw. nördlich als heute.

Zeugen der Weichsel-Eiszeit
Noch heute finden sich viele „Zeugen“ der Weichsel-Eiszeit. Zu den sichtbarsten Hinterlassenschaften gehören die zahlreichen Seen in der Holsteinischen Schweiz. Einer dieser Seen ist der Große Plöner See westlich von Eutin, der heute größte und tiefste See in Schleswig-Holstein. Es handelt sich um einen typischen Zungenbeckensee. Zungenbecken entstehen beim Vorrücken von Gletschern, wenn durch starken Druck einer Gletscherzunge der Untergrund abgeschliffen und ausgeschürft wird. Nach Abschmelzen des Eises werden die so entstandenen Becken mit Schmelzwasser oder auch mit Niederschlagswasser und zuströmendem Flusswasser zu Seen aufgefüllt. Ein weiterer bekannter weichseleiszeitlicher Zungenbeckensee in Schleswig-Holstein ist der Ratzeburger See.
E. Astor, S. Lemke



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