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Küstenformen

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 12 Abb. 2
Diercke Karte Küstenformen

 
Küstenformen

Die Karte zeigt die Küstenformen an der südwestlichen Ostsee und östlichen Nordsee. Im oberen Kartenteil liegt die skandinavische Halbinsel; sie gehört zu einer der ältesten Landmassen Europas, dem Baltischen Schild, und ist geprägt von Festgestein (rote Farbgebung in der Karte). Typisch sind buchtenreiche Felsenküsten. Im unteren Kartenteil befindet sich der südliche Küstenbereich, der durch glaziale, also eiszeitliche Sedimente gekennzeichnet ist (gelbe Farbgebung). Hier haben sich vor allem Lockergesteinsküsten (an der Ostsee) und Meeresbodenküsten (an der Nordsee) gebildet. An der südlichen Ostseeküste finden sich die typisch langen Sandstrände, während die südöstliche Nordseeküste von der weitläufigen Wattenküste geprägt ist.

Küstenformen an der skandinavischen Küste
Verbreitete Küstenformen entlang des südlichen skandinavischen Festlands sind die Schärenküste, Fjordküste und die Fjord-Schärenküste. Schären sind vorwiegend aus dem Meer aufragende Kuppen einer ehemals vom Eis überfahrenen, flach meerwärts geneigten Felsenlandschaft. Fjorde haben sich vor allem an den steilen Westhängen des skandinavischen Gebirges gebildet, wo sich die Flüsse in Frühzeiten tief in den Gesteinskörper einschnitten. Die so entstandenen Kerbtäler wurden in der Eiszeit durch die Gletscher zu Trogtälern ausgeschürft. So sind Fjorde heute tiefe, steilwandige Buchten. Die Fjord-Schärenküste ist eine Mischform zwischen der Fjord- und der Schärenküste, bei der sich die Steilhänge, die den Fjord umgeben, meerwärts in Schären-Inseln auflösen.
Kliffküsten sind dagegen Steilküsten, die durch das Wirken der Meeresbrandung geformt werden (siehe auch Anmerkungen zur Grafik 37.2 „Die Küsten – Aufbau von Steil- und Flachküsten“). Kliffküsten treten etwa an der Südwestküste Schwedens, auf der Insel Bornholn sowie zwischen Öland und der estnischen Küste auf.
Neben den beschriebenen Felsenküsten finden sich an der skandinavischen Küste auch Lockergesteinsküsten wie die Moränenkliffküste (z. B. an der Ostseite Jütlands und an der Südspitze der skandinavischen Halbinsel). Die Moränenkliffküste ist eng verwandt mit der Fördenküste.

Küstenformen an der südlichen Ostsee- und östlichen Nordseeküste
Bei den Fördenküsten an der schleswig-holsteinischen Ostküste handelt es sich um Hohlformen, die von Gletscherzungen ausgeschürft wurden, oder um ehemalige „Tunneltäler“, die unter dem Eis entstanden. Sie sind nachträglich durch das Meer überflutet worden.
Die Boddenküsten Mecklenburg-Vorpommerns sowie der dänischen Inseln sind überflutete Moränenlandschaften. Ursache für die Überflutung war der nacheiszeitliche Meeresspiegelanstieg, der bis heute andauert. Die höheren Geländeteile ragen inselartig aus dem Meer. Als Bodden werden die seichten, vielgestaltigen Wasserflächen bezeichnet.
Ausgleichsküsten finden sich etwa an der nordwestlichen Küste Jütlands und ostwärts der Oder. Sie zeichnen sich durch flache, fast gradlinig verlaufende Küstenlinien aus. Ausgleichsküsten entstehen – in Abhängigkeit der Meeresströmung – durch das Anlagern von Sand und Kies, die an anderer Stelle vorher (durch Wind und Wasser) abgetragen wurden. Dieser Vorgang wird auch als Küstenversatz bezeichnet. Ausgleichsküsten gehen oft mit der Bildung von Dünen und weitläufigen Sandstränden einher. Dort, wo es zur Bildung von Nehrungen und Haffs kommt, spricht man auch von Nehrungs-/Haffküsten. Sie sind z. B. im Osten Polens ausgebildet.
Als Meeresbodenküste wird vor allem die Wattenküste bezeichnet. Wattenküsten entstehen unter dem Einfluss einer täglich zweimaligen Überflutung. Voraussetzung für die Bildung dieser Küstenform ist jedoch ein Tidenhub von mehr als einem Meter Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser. Dadurch gelingt es dem Ebbestrom so genannte Strömungsrinnen (Seegatts) freizuhalten, wodurch wiederum die Bildung einer geschlossenen Ausgleichsküste verhindert wird.
Die flache Meeressediment-Hebungsküste ist ebenfalls eine Meeresbodenküste. Sie besteht aus späteiszeitlichen Ablagerungen (Meerestone und Sande), die einst unter dem Meeresspiegel lagen und erst durch die natürliche Landhebung an die Oberfläche kamen.
J. Newig, S. Lemke



Stichworte: Ausgleichsküste Boddenküste Buchtenküste Felsenküste Fjord-Schärenküste Fjordküste Fördenküste Haffküste Kliffküste Küstenformen Lockergesteinsküste Meeresbodenküste Meeressediment-Hebungsküste Moränenkliffküste Nehrungsküste Nordsee Ostsee Schleswig-Holstein Schärenküste Wattenküste


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