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Nordfriesische Küste vor 1634

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 14 Abb. 2
Diercke Karte Nordfriesische Küste vor 1634

 
Nordfriesische Küste vor 1634

Zwar hat die Marcellusflut von 1362 (siehe Anmerkungen zur Karte 14.1) die heutige Gestalt der nordfriesischen Küste stark geprägt, doch gab es auch danach verheerende Sturmfluten, die zu Todesopfern führten und die Küstenlandschaft nachhaltig veränderten.

Sturmfluten im 15. und 16. Jahrhundert
Es gibt verschiedene historische Berichte über Sturmfluten im 15. und 16. Jahrhundert. Die vermutlich schwerste Sturmflut brach 1532 über die nordfriesische Küste herein. Zahlreiche Deiche brachen und wurden zerstört. Einige Quellen berichten von mehr als 1 000 Menschen, die in den Fluten ertranken.
Weitere bedeutende Sturmfluten waren die Allerheiligenflut von 1436, die Flut von 1470 und die Martiniflut von 1559.

Küstenlandschaft vor 1634
Die nordfriesische Küste vor 1634 entsprach im Wesentlichen dem Küstenverlauf, wie er von der Marcellusflut 1362 geschaffen wurde – die darauffolgenden Sturmfluten im 15. und 16. Jahrhundert (siehe oben) hatten weit weniger weitreichende Folgen.
In der Karte gut zu erkennen sind die Inseln Sylt, Amrum und Föhr, ebenso wie die hufeisenförmige Gestalt der Insel Strand. Um Strand herum waren nach der Marcellusflut mehrere Halligen aufgewachsen, etwa Gröde im Norden, Hooge und Norderoog im Westen sowie Süderoog und Südfall im Süden. Die Marcellusflut hatte auch dazu geführt, dass Orte, die vorher weit hinter der Küstenlinie lagen, anschließend direkten Zugang zum Meer erhielten. So war zum Beispiel Husum über Nacht zur Hafenstadt geworden – ein Umstand, der für die Stadt einen wirtschaftlichen Aufstieg bedeutete: Husum entwickelte sich zu einem Markplatz für Waren, die nun auf dem Schiffsweg ein- und ausgeführt werden konnten.

Burchardiflut von 1634
Im Oktober 1634 wurde die deutsche Nordseeküste erneut von einer gewaltigen Sturmflut heimgesucht, der so genannten „Burchardiflut“. Diese Sturmflut forderte Tausende Todesopfer. Aufgrund der folgenschweren Ausmaße wird die Burchardiflut auch als „Zweite Grote Mandränke“ bezeichnet (die Erste Mandränke war die Marcellusflut von 1362).
Die schwersten Schäden richtete die Burchardiflut – wie zuvor die Marcellusflut – entlang der nordfriesischen Küste an, wo vermutlich fast 10 000 Menschen in den Fluten umkamen. Die Insel Strand wurde auseinandergerissen und zerteilte sich in die Inseln Nordstrand und Pellworm. Aus einem ehemaligen Hochmoor, das von der Insel Strand zurückblieb, entwickelte sich die Hallig Nordstrandischmoor. Dagegen gingen die Halligen Nieland und Nübbel für immer verloren. Allein die Überflutung von Strand kostete schätzungsweise rund 6 400 Menschen (etwa zwei Drittel der damaligen Inselbevölkerung) und 50 000 Stück Vieh das Leben.
S. Lemke



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