Die kreisfreie Stadt Neumünster liegt zentral in Schleswig-Holstein südlich der Großstadt Kiel und nördlich der Metropolregion Hamburg. Neumünster ist mit knapp 79 000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des nördlichsten Bundeslandes und übernimmt die Funktion eines Oberzentrums (siehe Karte 18.2 „Raumordnung“).

Neumünster – das frühere Industriezentrum
Um das Jahr 1955 war die Industrie und somit der sekundäre Wirtschaftssektor von hoher Bedeutung für die Stadt. Neben dem Maschinenbau sowie der Eisen- und Metallverarbeitung lag der Schwerpunkt des produzierenden Gewerbes in Neumünster auf den Industriezweigen Lederwaren, Textilien und Bekleidung. Durch verschiedene Krisen, insbesondere in der Textilbranche, gingen seit den 1960er-Jahren die Umsätze der ansässigen Betriebe immer weiter zurück. Infolgedessen verringerten sich die vorhandenen Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe und die Arbeitslosenzahlen in Neumünster stiegen stark an.

Neumünster – auf dem Weg zum Dienstleistungszentrum
Eine Veränderung des Wirtschaftsprofils Neumünsters wurde unumgänglich, um die Arbeitslosenzahlen zu reduzieren und die Stadt wieder attraktiver zu gestalten. Von den klassischen Industriebetrieben sind in Neumünster heute fast ausschließlich noch Betriebe des Metallbaus zu finden. Ansonsten setzt die Stadt mit dem eigens eingerichteten Technologiezentrum insbesondere auf hochspezialisierte Unternehmen, die neue Technologien in den Bereichen Medizintechnik, Kommunikationselektronik und Elektrotechnik entwickeln.
Gleichzeitig wächst in Neumünster die wirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungssektors (auch tertiärer Sektor genannt), da viele Unternehmen aus diesem Wirtschaftsbereich von der Stadt angeworben wurden. Auf diese Weise hat sich Neumünster durch seine zentrale Lage und gute Verkehrsanbindung nach Hamburg in den letzten Jahren zu einem Logistik-Standort entwickelt, der als Drehscheibe für den internationalen Warentransport in Schleswig-Holstein gilt. Neben der Logistikbranche zählen Recycling und Handel zu den Hauptbranchen Neumünsters im Bereich der Dienstleistungsunternehmen. Darüber hinaus macht sich Neumünster einen Namen als Kongress- und Messestadt. Insgesamt haben die umfangreichen Maßnahmen der Stadt dazu geführt, dass Neumünster als Arbeits- und Wohnort wieder attraktiver ist.

Strukturwandel
Die Veränderung der Stadt Neumünster von einem früheren Industriezentrum (sekundärer Sektor) zu einem Dienstleistungszentrum (tertiärer Sektor) wird als Strukturwandel bezeichnet. Ermöglicht wird der Strukturwandel insbesondere durch die verkehrsgünstige Lage der Stadt im Norden der Metropolregion Hamburg. Zusammen mit fünf weiteren Städten bildet sie die Wirtschaftsregion „Nordgate“. Diese Wirtschaftsregion versteht sich als nördliches Tor zum wirtschaftlich bedeutsamen Hamburg und übernimmt eine wichtige Rolle im nationalen und internationalen Handel und Transport.
A. Laubitz-Bertram