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Haithabu - Handelsplatz der Wikinger vom 9. Jh. (ca. 1066)

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 26 Abb. 2
Diercke Karte Haithabu - Handelsplatz der Wikinger vom 9. Jh. (ca. 1066)

 
Haithabu - Handelsplatz der Wikinger vom 9. Jh. (ca. 1066)

Die Wikinger und der Ostseehandel
Die Wikinger waren Skandinavier, die etwa zwischen den Jahren 800 und 1100 als Seeräuber, Händler und Entdecker bekannt wurden. Die Wikingerzeit endete mit der Christianisierung und der Entstehung der skandinavischen Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden. Das Gebiet um Haithabu zeichnet sich durch eine hervorragende Verkehrslage aus. Haithabu liegt günstig am innersten Ende der Schlei, einer ca. 40 Kilometer ins Landesinnere reichenden Ostseeförde im nördlichen Schleswig-Holstein. Dadurch war der Ort einerseits gut gegen Überfälle von Seeräubern gesichert; andererseits befand sich auch der zur Nordsee führende schiffbare Fluss Treene nur 18 Kilometer entfernt. Der Aufstieg Haithabus als bedeutendster Handelplatz der südwestlichen Ostsee beruhte auf der Zerstörung der Stadt Reric durch König Göttrik im Jahr 808. Reric galt bis dahin als Haithabus wichtigster Konkurrent als Handelsplatz.
Haithabu war der wichtigste Verkehrsknotenpunkt zwischen Nord- und Ostsee; der Ort lag zwischen den zentralen Nordsee-Handelsplätzen Hamburg, Bremen, Dorestad, Bergen und Oslo einerseits und den Ostsee-Handelsplätzen Menzlin, Wollin, Truso, Birka und Riga andererseits.

Aufstieg und Fall Haithabus
Haithabu gilt bis heute als die am besten erhaltene und von der archäologischen Forschung erfasste Siedlung. Die ersten Siedlungsspuren stammen aus dem frühen 8. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert wuchs die Siedlung beträchtlich und zählte im 10. Jahrhundert über 1 000 Einwohner. Bis zum Jahr 934 stand Haithabu unter dänischer Herrschaft; dann eroberte König Heinrich I. die Gegend und gliederte sie dem ostfränkischen Reich ein. Fünfzig Jahre später schüttelten die Bewohner die Herrschaft wieder ab.
Der Niedergang des Ortes ist vermutlich auf die Errichtung günstigerer Handelsplätze an der Ostseeküste zurückzuführen. Der Ort Schleswig existierte bereits im 11. Jahrhundert zeitgleich mit Haithabu. Nach einem Überfall durch einen slavischen Stamm siedelten die meisten Bewohner nach Schleswig über.

Gliederung und Gestalt
Verschiedene befestigte Wälle und Palisaden um den Hafen dienten den Bewohnern als Schutz vor Angriffen. Haithabu war durch einen Verbindungswall an das Danewerk angeschlossen; das Danewerk war ein System weitgestreckter Wallanlagen zwischen Schlei und Treene, von dem die gesamte Nord-Süd-Landverbindung kontrolliert werden konnte. Der ältere Siedlungsteil von vor 900 bestand aus langen, schmalen Parzellen, Hofplätzen, Schuppen, Brunnen und befestigten Holzwegen. Die gesamte Siedlung umgab ein noch heute vorhandener Halbkreiswall. Der künstlich angelegte Hafen besaß Landestege, Speichergebäude und eine massive Holzpalisade im Wasser.
Die Landwirtschaft spielte in Haithabu nur eine untergeordnete Rolle. Viele Güter des täglichen Gebrauchs wurden importiert. Die größten sesshaften Gruppen waren Kaufleute und Handwerker. Letztere wohnten vermutlich zusammen im nördlichen Teil Haithabus. Unterschiedlich gestaltete Gräber weisen auf verschiedene Gesellschaftsschichten im Ort hin.
J. Potschka



Stichworte: Danewerk Geschichte Haithabu Handel Handelsplatz Nordsee Ostsee Ostseehandel Schleswig-Holstein Verwaltung Wikinger


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