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Territorien im Mittelalter

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 26 Abb. 1
Diercke Karte Territorien im Mittelalter

 
Territorien im Mittelalter

Nordalbingien
Nach dem Tod des dänischen Königs Göttrik, dem Begründer von Haithabu und Erbauer des Danewerks (siehe Kartenmitte), wurde die Grenze zwischen dem Dänischen und dem Fränkischen Reich an der Eider festgelegt. Südlich der Eider lag das Fränkische Reich mit der Landschaft Dithmarschen, dem Holstengau (Holstein) und dem Gau Stormarn. Seit dem 10. Jahrhundert unterstand das Gebiet dem Adelsgeschlecht der Billunger, die dort Lehnsgrafen einsetzten. Im Jahr 1111 belehnte Herzog Lothar die Schaumburger (bzw. Schauenburger) mit den beiden Grafschaften. Die Gebiete östlich der fränkisch-sächsischen Gaue waren seit Jahrhunderten von Stämmen der heidnischen Wenden bzw. Slaven besiedelt, die den Christianisierungsversuchen bislang hartnäckig widerstanden hatten.

Siedlungsarme Zonen
Das Fränkisch-Sächsische Reich war durch siedlungsarme Zonen vom Dänischen Reich und den slavischen Siedlungsgebieten getrennt. Im Osten hieß diese Zone zwischen Elbe und Kieler Förde „Limes Saxoniae“. Der Limes wurde von Karl dem Großen um das Jahr 810 nach Verhandlungen mit dem Stamm der Abodriten eingerichtet und blieb bis zum 12. Jahrhundert bestehen. Er diente vermutlich der Sicherung gegen Überfälle der slavischen Stämme.
Eine eindeutige räumliche Trennung zwischen den ethnischen Gruppen durch eine Grenze dürfte es allerdings kaum gegeben haben. Ob es sich überhaupt um kaum besiedelte Ödlandzonen handelte, ist ebenfalls zweifelhaft. Denn auch westlich des Limes Saxoniae wurde von Archäologen vielfach slavische Keramik nachgewiesen; darüber hinaus sind auch viele slavisch-deutsche Ortsnamen aus dieser Zeit überliefert.

Territorien
Bis in das 12. Jahrhundert hinein war der Einfluss der gräflichen und kirchlichen Landesherren im nordelbischen Bereich gering – Grundherrschaft und Lehnswesen waren dort noch weithin fremd. Eine entscheidende Änderung setzte erst 1143 ein, als Herzog Heinrich der Löwe das von den Holsten 1138/39 selbständig eroberte slavische Wagrien dem Grafen von Schauenburg übertrug. Graf von Schauenburg gelang es, eine Landesherrschaft in dem sich herausbildenden Territorium Holstein zu errichten.
Auch das Herzogtum Lauenburg entstand in dieser Zeit. Das vom slavischen Stamm der Polaben besiedelte Gebiet wurde – ähnlich wie Wagrien – von Heinrich dem Löwen einem Grafen verliehen. Kurz darauf wurde in Ratzeburg ein Bistum gegründet.
Eine Sonderstellung besaß Lübeck. Zuerst bedeutender Ausgangspunkt christlicher Mission, wurde der Ort nach der Zerstörung durch einen slavischen Angriff im Jahr 1143 einige Kilometer entfernt neu gegründet. Im Jahr 1158 sicherte sich Heinrich der Löwe die Herrschaft über Lübeck und unterstützte die Stadt von da an nach Leibeskräften. Aufgrund der günstigen Lage entwickelte sich die Stadt rasch zum bedeutendsten Zentrum des Fernhandels im Ostseeraum.
J. Potschka



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