Die Welt online entdecken
 
 

Herrschaftsbereiche um 1620

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 26 Abb. 3
Diercke Karte Herrschaftsbereiche um 1620

 
Herrschaftsbereiche um 1620

Schleswig und Holstein – Herrschaft der Schauenburger und der Dänen
Die beiden Landesteile Schleswig und Holstein sind aus dem dänisch-jütischen Siedlungsgebiet nördlich der Eider und dem sich südlich anschließenden sächsischen Siedlungsgebiet hervorgegangen. Diese beiden Gebiete waren zunächst durch einen siedlungsarmen Grenzgürtel getrennt. Mit dem Bevölkerungsanstieg ab dem 12./13. Jahrhundert kam es aber zunehmend zu militärischen Auseinandersetzungen. Versuche, ihren Einfluss in das andere Territorium hinein auszudehnen, gab es sowohl von Seiten der über Schleswig herrschenden Dänen als auch seitens der über Holstein herrschenden Schauenburger. Den Schauenburger Grafen gelang es schließlich, Schleswig als dänisches Lehen zu erhalten, womit die Grafschaft Holstein im Süden und das Herzogtum Schleswig im Norden erstmals unter einem Landesherrn vereint waren.
Mit dem Aussterben der Schauenburger wurde der dänische König Christian I. zum Landesherrn über beide Gebiete gewählt. Im Vertrag von Riepen wurde 1460 die Unteilbarkeit der beiden Territorien besiegelt. Allerdings blieb Schleswig königlich-dänisches Lehen; Holstein (mittlerweile auch Herzogtum) wurde als Teil des Heiligen Römischen Reiches zum Reichslehen.

Königlicher und herzoglicher Anteil: Dänemark gegen Gottorf
In der Folgezeit traten Erbteilungen in den beiden Herzogtümern auf, die zu einer großen Zersplitterung der politischen Landkarte führten und die im Riepener Vertrag festgelegte Unteilbarkeit brachen. 1544 übertrug der dänische König Christian III. Teile Schleswigs und Holsteins an seine Brüder, wodurch die Teilherzogtümer Schleswig-Holstein-Gottorf und Schleswig-Holstein-Hadersleben entstanden. Schleswig-Holstein-Hadersleben wurde allerdings 1581 wegen fehlender Erben wieder aufgelöst und zwischen Schleswig-Holstein-Gottorf und dem nun regierenden Sohn Christians, dem dänischen König Friedrich II., aufgeteilt.
In ähnlicher Weise übertrug 1564 Friedrich II. Teile seines herzoglichen Besitzes an seinen Bruder; daraus bildete sich ebenfalls ein neues Teilherzogtum: Schleswig-Holstein-Sonderburg. Durch diesen erneuten Vertragsbruch verweigerten die Stände dem neuen Herzog von Sonderburg ihre Anerkennung: Er und seine Nachfolger besaßen damit keine Regierungsrechte; ihre Besitzungen zersplitterten zunehmend.
Neben den königlich-dänischen und herzoglich-gottorfschen Gebieten sind insbesondere im östlichen Teil die Güterbezirke im Besitz uradeliger Familien zu nennen. Diese stehen unter gemeinsamer königlich-herzoglicher Oberhoheit, sind aber tatsächlich weitgehend selbständig und spiegeln das Selbstbewusstsein des reichen Landadels wider.
Territoriale Streitigkeiten gab es zudem zwischen dem dänischen König, der als Herzog von Holstein zugleich Reichsfürst war, und den bedeutenden Hansestädten Hamburg und Lübeck. Ein Streitpunkt zwischen Dänemark und Hamburg war die Kontrolle des Elbehandels. Als Konkurrenz zu Hamburg wurde daher 1617 an der Unterelbe Glückstadt gegründet. Bereits vorher bekam Hamburg durch den Aufstieg des benachbarten Altona starke wirtschaftliche Konkurrenz. Die Grafschaft Holstein-Pinneberg, auf dessen Gebiet sich Altona befand, sowie das Fürstbistum Lübeck vervollständigen das territoriale Gefüge im Bereich Schleswig-Holsteins.
Insgesamt lässt sich die politische Karte des Gebiets nördlich der Elbe im 16./17. Jahrhundert als „Flickenteppich“ beschreiben. Insbesondere nach der Aufteilung des Teilherzogtums Schleswig-Holstein-Hadersleben unter dem dänischen König und dem Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf im Jahre 1581 kam es zu einer starken Rivalität zwischen dem königlich-dänischen und dem herzoglich-gottorfschen Machtbereich. Der Konflikt um die Unabhängigkeit Gottorfs, das sich in der Folgezeit immer mehr von Dänemark abwendet und sich Schweden annähert, zieht sich wie ein roter Faden durch die schleswig-holsteinische Geschichte des 17. Jahrhunderts.
B. Schreier



Stichworte: Dänemark Dänen Geschichte Gottorf Herrschaftsbereiche Mittelalter Schauenburger Schleswig-Holstein Siedlungsgebiete Territorien Verwaltung


Kontakt / Impressum | Datenschutzhinweis