Die Welt online entdecken
 
 

Territorien 1815-1864

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 27 Abb. 4
Diercke Karte Territorien 1815-1864

 
Territorien 1815-1864

Ausgangslage: Schleswig und Holstein unter dänischer Verwaltung
Im 17. Jahrhundert war die schleswig-holsteinische Geschichte durch den Gegensatz zwischen königlichem (Dänemark) und herzoglichem Anteil (Gottorf) gekennzeichnet. Dieser Gegensatz wurde mit dem Großen Nordischen Krieg Anfang des 18. Jahrhunderts beendet. Gottorf, das sich bereits im 17. Jahrhundert von Dänemark ab- und Schweden zuwandte, stand auf der Seite der Verlierermacht Schweden und wurde infolgedessen 1713 von Dänemark annektiert (besiegelt 1720 im Frieden von Frederiksborg). Zudem gingen die aus dem Sonderburger Anteil hervorgegangenen Teilherzogtümer allmählich an Dänemark über. 1815 wurde auch das Herzogtum Sachsen-Lauenburg mit dem Königreich Dänemark verbunden. Damit stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Gebiet Schleswig-Holsteins fast komplett unter dänischer Herrschaft; Ausnahmen bildeten lediglich die Hansestadt Lübeck und das benachbarte Fürstentum Lübeck, das 1803 mit der Säkularisation (Umwandlung kirchlicher Territorien in weltliche Herrschaftsbereiche) aus dem Bistum Lübeck hervorging.

Schleswig als Streitobjekt zwischen deutscher und dänischer Nationalbewegung
Im 19. Jahrhundert bestimmte der aufkommende Nationalismus auf deutscher wie auf dänischer Seite die Geschichte Schleswig-Holsteins. Das komplett deutschsprachige Holstein wurde von deutscher wie von dänischer Seite – als Teil des Deutschen Bundes (gegründet 1815) – unbestritten als deutsches Territorium angesehen; das mehrsprachige Schleswig wurde hingegen von beiden Seiten komplett beansprucht: Die (deutschsprachige) schleswig-holsteinische Nationalbewegung, die 1848 eine vorläufige Regierung in Kiel einrichtete, strebte einen vollständig souveränen Staat Schleswig-Holstein an, der zum Deutschen Bund gehören sollte. Die neue nationalliberale Regierung in Dänemark wollte dagegen Schleswig von Holstein trennen und Schleswig vollständig (bis zur Eider) dem dänischen Reich angliedern. Eine Teilung Schleswigs wurde also von keiner Seite angedacht, auch wenn die Sprachsituation dort alles andere als einheitlich war: Der Norden (bis zur Flensburger Förde) war weitestgehend dänischsprachig, der Süden (zwischen Eiderstedt und Schlei) sprach überwiegend plattdeutsch, das Gebiet dazwischen (um Flensburg) war zweisprachig, und an der Nordseeküste im Westen wurde friesisch gesprochen.

Schleswig-Holsteinische Kriege um die Zugehörigkeit Schleswigs
Mit der Einrichtung nationalliberaler Regierungen in Kiel wie in Kopenhagen erreichte die Nationalbewegung im Jahr 1848 auf beiden Seiten ihren Höhepunkt. Sie entlud sich im Schleswig-Holsteinischen Krieg, den Dänemark 1850 in der Schlacht von Idstedt für sich entscheiden konnte. Das Herzogtum Schleswig blieb also wie auch das Herzogtum Holstein an das Königreich Dänemark gebunden und damit Teil des dänischen Gesamtstaates. Vor dem Hintergrund, dass das Königreich Dänemark eine konstitutionelle Monarchie war, die Herzogtümer allerdings absolute Monarchien, wollte der dänische Staat die Gesetzgebung erleichtern: Er verabschiedete 1863 eine Verfassung, die Schleswig stärker in den dänischen Gesamtstaat einbezog. Dies widersprach aber den Bestimmungen des nach dem Friedensschluss unterzeichneten Londoner Protokolls (1852) und veranlasste Preußen und Österreich, Dänemark 1864 den Krieg zu erklären. Diesmal unterlag Dänemark, sodass Preußen die Herzogtümer Schleswig und Lauenburg zugesprochen wurden; Österreich bekam das Herzogtum Holstein, das aber 1867, infolge des Preußisch-Österreichischen Krieges, ebenfalls an Preußen ging.
Die Ziele der schleswig-holsteinischen Nationalbewegung waren damit nur teilweise erreicht: Schleswig und Holstein bildeten zwar eine Einheit und wurden von Dänemark abgetrennt, wurden jedoch kein eigenständiger Staat innerhalb des Deutschen Bundes, sondern preußische Provinz.
B. Schreier



Stichworte: Deutscher Bund Dänemark Dänen Geschichte Nationalbewegung Schleswig-Holstein Schleswig-Holsteinischer Krieg Sonderburger Territorien Verwaltung


Kontakt / Impressum | Datenschutzhinweis