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Kriegswirtschaft in Nordwestdeutschland 1933-1945

aus 978-3-14-100266-9 auf Seite 27 Abb. 3
Diercke Karte Kriegswirtschaft in Nordwestdeutschland 1933-1945

 
Kriegswirtschaft in Nordwestdeutschland 1933-1945

Wirtschaft im Nationalsozialismus
Die Staatsführung gab sich ab 1933 zunächst marktwirtschaftlich. Sie versprach sich davon die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, griff aber zunehmend lenkend ein. Beispielsweise wurde aus dem freiwilligen Arbeitsdienst der Reichsarbeitsdienst. Die Arbeitslosen wurden mit Anreizen und staatlichem Druck von der Straße geholt, in Lager gesteckt und zum Straßenbau herangezogen. Dadurch verschwanden sie aus der Arbeitslosenstatistik. Ab Ende 1936 wurde der Einfluss des Wirtschaftsministeriums im Zeichen des Vierjahresplans zurückgedrängt: Hitler wollte auf wichtigen Gebieten die volle Selbstversorgung (Autarkie). Der Vierjahresplan war das Mittel, um die Wirtschaft innerhalb von vier Jahren kriegsfähig zu machen. Dieser Plan verlangte weitreichende wirtschaftspolitische Entscheidungen: Panzer, Schlachtschiffe, Flugzeuge und Lastwagen verbrauchten nicht nur große Mengen Energie. Zu ihrer Produktion brauchte man Rohstoffe, die in Deutschland kaum vorhanden waren. Die Nationalsozialisten entschieden sich dazu, die unverzichtbaren Rohstoffe künstlich herzustellen oder mit hohen Kosten im eigenen Land zu fördern.

Konzentrationslager und Rüstungsindustrie in Niedersachsen und Bremen
Das Gebiet des heutigen Niedersachsens war ab 1933 in die Gaue Weser-Ems, Ost-Hannover und Süd-Hannover-Braunschweig eingeteilt. Gauhauptstädte bildeten Oldenburg, Lüneburg und Hannover. Bremen verlor mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten sofort seinen Status als Freie Hansestadt und wurde in den Gau Weser-Ems eingegliedert. Bremerhaven fiel an Ost-Hannover.
Im gesamten Nordwestdeutschland wurden Zwangsarbeiterlager für die Rüstungsindustrie betrieben – vor allem in den größeren Städten. Zwei große Konzentrationslager (Bergen-Belsen und „Arbeitsdorf“ bei Wolfsburg) befanden sich auf heute niedersächsischem Boden. Darüber hinaus gab es etliche Außenlager.
Wichtige Standorte für die Rüstungsindustrie konzentrierten sich an schiffbaren Flüssen. Die militärische Schiffbauindustrie war vor allem in Hamburg und Bremen angesiedelt. Auch der Gau Süd-Hannover-Braunschweig war ein bedeutsamer Wirtschaftsraum. Daher fanden sich hier auch die meisten Zwangsarbeiterlager und der Schwerpunkt des Maschinenbaus, der metallverarbeitenden und der chemischen Industrie. Die wichtigsten Rohstoffe waren gummiartige Kunststoffe, Zellwolle für Textilien sowie Benzin. Großkonzerne wie die I.G. Farben bekamen riesige Aufträge und wurden begünstigt.
Der bislang unwirtschaftliche Abbau deutscher Eisenerze sollte mit staatlicher Hilfe durchgeführt werden. Dazu wurden die „Hermann-Göring-Werke“ im Großraum Salzgitter gegründet, die sich besonders durch den Einsatz von Zwangsarbeitern hervortaten. Auch der Harz wurde – nicht zuletzt aufgrund der guten Tarnungsmöglichkeiten – zu einem bedeutenden Standort der Rüstungsindustrie. Tausende Zwangsarbeiter mussten in den Harzer Erzbergwerken und den Fabriken an der Herstellung von Sprengstoff, Salpetersäure, Munition und Gasmasken arbeiten.
J. Potschka



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