Die Welt online entdecken
 
 

Kanzem - Saarkanalisierung

aus 978-3-14-100273-7 auf Seite 23 Abb. 3
Diercke Karte Kanzem - Saarkanalisierung

 
Kanzem - Saarkanalisierung
Seit dem Ausbau der Saar zu einer bedeutenden Binnenwasserstraße liegt die kleine Weinbaugemeinde Kanzem auf einer Insel. Mit dem entsprechenden Logo "Saarwein-Insel" betreibt Kanzem schon am Ortseingang Werbung. Über vier Brücken ist der Ort an der Wiltinger Saarschleife, der zur Verbandsgemeinde Konz gehört, erreichbar. Die alte Saarfähre bei Konz, heute ein beliebtes Ausflugslokal, wurde nach dem Bau der ersten Brücke im Norden (nach Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs 1956 wiederaufgebaut) 1929 stillgelegt. Der Tourismus in Kanzem hat von der Insellage profitiert. Das schöne Ortsbild des Weinortes mit Villen und alten Weingütern wurde schon mehrmals prämiert. Entlang des Altarms der Saar wurde 1998 ein landschaftsökologischer Lehrpfad angelegt.

Großprojekt Saarkanalisierung
Mit 246 km ist die in den französischen Vogesen entspringende Saar der längste Nebenfluss der Mosel, in die sie bei Konz in Rheinland-Pfalz mündet. Zwischen Saargemünd und Saarbrücken bildet sie auf 11 km die deutsch-französische Grenze. Schon im 19. Jahrhundert wurde die Saar in Frankreich über den Saarkanal (früher Saarkohlenkanal) mit dem Rhein-Marne-Kanal und damit die saarländische Bergbau- und Industrieregion mit dem französischen Kanalsystem verbunden.
Nach dem Ausbau der Mosel zur Großschifffahrtsstraße in den 1960er-Jahren fasste die Bundesregierung den Beschluss, auch die Saar für 1350-t-Schiffe (Europaschiffe) und Schubschiffverbände mit 3320 t Tragfähigkeit befahrbar zu machen. Ab 1969 wurde die Saar von der Mündung ausgehend für die Großschifffahrt etappenweise ausgebaut. Bis 1987 war die erste und längste Teilstrecke von Konz bis Dillingen fertiggestellt. Der 4,5 km lange Schleusenkanal, der Kanzem zur Insel machte, konnte 1988 in Betrieb genommen werden. An der Staustufe Schoden teilt sich die Saar in den für die Schifffahrt bestimmten Schleusenkanal und den natürlichen Saarlauf, an dem die Orte Wiltingen und Kanzem liegen. Unweit der ehemaligen Hammer Fähre vereinigen sich beide Flussläufe wieder. Um eine Grundwasserabsenkung zu verhindern, wurde vor der Mündung des Weyerbachs in den Schleusenkanal das Erdreich unterirdisch abgedichtet. Dahinter konnte sich ein Feuchtbiotop entwickeln, an das sich hinter Wawern ein Trinkwassergewinnungsgebiet anschließt.
1994 wurde die Teilstrecke von Dillingen nach Lisdorf eröffnet. Mit der Eröffnung der Schleuse Saarbrücken war das Wasserbauprojekt 1999 abgeschlossen. Zur Überwindung des Höhenunterschieds von 55 m wurden zwischen Konz und Saarbrücken sechs Staustufen (Kanzem bzw. Schoden, Serrig, Mettlach, Rehlingen, Lisdorf, Saarbrücken) jeweils mit kleinen Laufkraftwerken errichtet. Mit einer Hubhöhe von 14,5 m ist die Staustufe Serrig die größte Staustufe an einem natürlichen Flusslauf in Deutschland. Die Saar ist auf einer Länge von 105 km als Bundeswasserstraße ausgebaut. Der geplante Ausbau oberhalb von Saarbrücken wurde zunächst zurückgestellt. Leistungsfähige Saarhäfen gibt es in Merzig, Dillingen/Saarlouis, Völklingen und Saarbrücken.

S. Heise (nach E. Astor)


Stichworte: Aufschüttungsfläche Biotop Grundwasserabsenkung Kanal Kanalbau Kanzem Saarkanalisierung Saarland Schleuse Schleusenbau Siel Umlaufberg


Kontakt / Impressum | Datenschutzhinweis