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Ouargla – Brunnenoase in Algerien

aus 978-3-14-100262-1 auf Seite 129 Abb. 3
Diercke Karte Ouargla – Brunnenoase in Algerien

 
Ouargla – Brunnenoase in Algerien

Die Oase Ouargla liegt im Nordosten der algerischen Sahara (vgl. Karte 128.1 „Wüstenarten und Wüstenausbreitung (Desertifikation)“). Ihr heutiges Erscheinungsbild wird wesentlich durch ihre Bedeutung als regionales Entwicklungszentrum für die Erschließung der algerischen Öl- und Gasfelder bei Hassi Messaoud geprägt. Darüber hinaus finden sich auch typische Merkmale einer Brunnenoase. Dieses Nebeneinander traditioneller und moderner Elemente lässt sich auch im Kartenbild ablesen.

Wirtschaft und Bevölkerung
In vorkolonialer Zeit diente die Oase vor allem als Etappenort im Karawanenhandel und als Marktort für die Nomadenstämme der weiteren Umgebung. Heute ist Ouargla das Verwaltungszentrum der östlichen algerischen Sahara. Zur Erweiterung der städtischen Funktionen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen richtete der Staat ein Gewerbegebiet ein. Hier befinden sich Niederlassungen von Staatsbetrieben und Zulieferfirmen für die Erdöl- und Erdgasfelder. Ouargla ist außerdem Standort einer großen Militärgarnison.
Die jüngere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt spiegelt sich in den Bevölkerungszahlen wider: 1977 gab es etwa 42 000 Einwohner, zehn Jahre später bereits knapp 82 000, 1998 wurden rund 129 000 Einwohner in Ouargla erfasst.

Räumliche Strukturen
Der historische Stadtkern, die Medina, entspricht dem Typ der nordafrikanisch-orientalischen Altstadt mit Moscheen, Souk (zentraler Markt) und Sackgassengrundriss. Nachdem viele altansässige Berber vom Stadtkern in neuere Viertel gezogen sind, wird die Medina heute vorwiegend von schwarzen Algeriern bewohnt, den Nachkommen ehemaliger Sklaven der Tuareg-Nomaden.
Südlich an den historischen Stadtkern schließt sich ein Geschäftsviertel an. Es entstand während der französischen Kolonialzeit als „modernes Viertel“ und übernahm die Handelsfunktion der Medina. Das „europäisch geprägte Wohnviertel“ stammt ebenfalls aus der Kolonialzeit. Die Viertel der jüngeren Stadterweiterung entstanden unter anderem im Zusammenhang mit Wohnungsbaumaßnahmen für Zuzügler nach der Unabhängigkeit Algeriens (1962). Zudem befinden sich hier auch die Wohnviertel ehemaliger Nomaden. Diese Wohnviertel gehen auf ein Programm zurück, das die Sesshaftmachung von Nomaden zum Ziel hatte. Die heutigen Bezeichnungen der Stadtviertel Beni Thour, Said Otba und Mekhadma entsprechen den Namen von Nomadenstämmen, die hier sesshaft wurden.

Wandel der Landnutzung
Die Karte lässt erkennen, wie eng Nomadismus und Oasenwirtschaft früher miteinander verflochten waren. Die Dattelpalmenhaine der Oase produzierten nicht nur Datteln als Grundnahrungsmittel, sondern auch Getreide und Luzerne. Die Luzerne diente als Zusatzfutter für die Kamele, Schafe und Esel der Nomaden. In den seit 1960 angelegten Palmenhainen werden auch Obst- und Gemüsegärten angelegt. (Zum Be- und Entwässerungssystem der Haine siehe auch Erläuterungen zum Profil 129.4 „Grundwasser führende Gesteinsschichten in der Nordostsahara“)
D. Müller-Mahn, U. M. Buchheim



Stichworte: Afrika Algerien Brunnenoase Dattelpalme Landnutzung Medina Nomaden Ouargla Sahara Souk Tuareg


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