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Ruhrgebiet – Strukturwandel einer Wirtschaftsregion

aus 978-3-14-100262-1 auf Seite 43 Abb. 2
Diercke Karte Ruhrgebiet – Strukturwandel einer Wirtschaftsregion

 
Ruhrgebiet – Strukturwandel einer Wirtschaftsregion

Ruhrgebiet um 1840
Ausgangspunkte der industriellen Entwicklung im Ruhrgebiet waren der Abbau von Steinkohle und die Erzeugung von Eisen aus Erz. Zu Beginn der Industrialisierung konzentrierten sich bereits mehr als 100 Steinkohlenzechen entlang der Ruhr. Zudem begünstigte der Ausbau der Ruhr zu einem Kohletransportweg die Industrialisierung.
Südlich der Städte Essen–Dortmund reichen die von Flözen (Kohleadern) durchsetzten Gesteinsschichten bis an die Oberfläche, nördlich davon werden sie von einer immer mächtiger werdenden Gesteinsschicht bedeckt.
Erst mit Einführung dampfkraftbetriebener Wasserpumpen – mit denen das in die Stollen eindringende Grundwasser abgepumpt werden konnte – war es möglich, die tiefer liegenden Kohleschichten abzubauen. Um 1832 gelang es erstmalig, die Gesteinsschichten nordwestlich von Essen zu durchdringen. Zu dieser Zeit betrug der Anteil des Ruhrgebiets an der Eisenerzeugung Deutschlands nur fünf Prozent. Durch den Abbau der so genannten wertvollen Fettkohle, welche zur Erzeugung von Eisenerz benötigt wurde, stieg das Ruhrgebiet zum größten Schwerindustriegebiet Europas auf.

Ruhrgebiet um 1960
1958 setzte im Ruhrgebiet die Kohlenkrise ein, der Abbau der Ruhrkohle brachte nicht mehr genug Gewinn ein. Viele Zechen mussten seitdem geschlossen werden. Im Vergleich zu 1840 verlagerte sich der Steinkohlenbergbaus sowie die Eisen- und Stahlerzeugung deutlich nach Norden. Die Siedlungsfläche dehnte sich erheblich aus und die Infrastruktur wurde ausgebaut. Außerdem sind neue Industriezweige der zweiten Industrialisierungswelle (besonders Chemie) entstanden.

Ruhrgebiet 2008
Das Ruhrgebiet 2008 ist geprägt von einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur. Neue Betriebe wurden angesiedelt und die Infrastruktur wurde weiter entwickelt (Straßennetz, Flughäfen, Erdgasleitungen). Die Städte sind zu einem geschlossenen Verdichtungsraum zusammengewachsen, der „Metropole Ruhr“.

Strukturwandel
Während im Ruhrgebiet allein in den beiden letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts rund 500 000 Arbeitsplätze in der Industrie verlorengingen, wurden im Dienstleistungssektor viele Arbeitsplätze geschaffen. Mitte der 1980er-Jahre waren erstmals mehr Menschen im Dienstleistungsbereich als in der Industrie tätig. Obwohl die Vielfältigkeit der Industrie durch Betriebe der Elektronik und der IT-Branche gesteigert wurde, mussten Großbetriebe wie Thyssen-Krupp oder Opel große Teile ihrer Mitarbeiter entlassen. Andere Großbetriebe, wie etwa das Nokia-Werk in Bochum, wurden komplett geschlossen.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg vom Industrie- zum Wissensstandort war die Gründung von Technologiezentren und Forschungsanstalten. Im Ruhrgebiet wurden ab 1961 sechs Universitäten gegründet, wie zum Beispiel die Ruhr-Universität in Bochum.

Kultur und Tourismus
Mit ihren zahlreichen Kulturfestivals und Museen ist die Rhein-Ruhr-Region eine der bedeutendsten Kulturregionen der Welt. So dient der alte Gasometer in Oberhausen heute als Ausstellungshalle und die Zeche Zollverein in Essen wird seit 2002 zum offiziellen Weltkulturerbe der UNESCO gezählt. Viele dieser Industrie-Denkmäler befinden sich entlang der „Route der Industriekultur“, die von Touristen aus der ganzen Welt gerne besucht wird.
E. Michel, M. Schneider



Stichworte: Altindustrieraum Bergbau Kohlenkrise Montanrevier Nordrhein-Westfalen Ruhrgebiet Sekundärer Sektor Strukturwandel Tertiärer Sektor Tourismus

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