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Entstehung von Lössbörden durch eiszeitliche Lössverwehung

aus 978-3-14-100262-1 auf Seite 63 Abb. 3
Diercke Karte Entstehung von Lössbörden durch eiszeitliche Lössverwehung

 
Entstehung von Lössbörden durch eiszeitliche Lössverwehung

Lössbörden (auch Börden genannt) sind flachwellige Landschaften, die sich in einem Gürtel am nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge erstrecken. Lössbörden zeichnen sich durch besonders fruchtbare Böden aus und haben somit eine große Bedeutung für die Landwirtschaft.

Entstehung
Die Entstehung der Lössbörden begann in den zurückliegenden Eiszeiten, als weite Teile Norddeutschlands von Gletschern bedeckt waren. Aufgrund der ganzjährig niedrigen Temperaturen konnten im Vorland der Gletscher und in den Flussauen kaum Pflanzen wachsen. Diese Flächen waren Wind und Wetter nahezu ungeschützt ausgesetzt. Es waren die Bereiche der Endmoränen, Sander und Urstromtäler (vgl. Abbildung oben). Trockene, kalte Fallwinde, die von den Gletschern wehten, nahmen feinkörniges Material auf und transportierten dieses – im Zusammenspiel mit vorherrschenden Westwinden – aus den Moränen- und Sanderflächen sowie Flussebenen in Richtung der Mittelgebirge. Während sich der ausgewehte Sand nach kürzeren Strecken absetzte, wurde der besonders feine Lössstaub über teilweise mehrere hundert Kilometer ausgeblasen und schließlich im Vorland der Mittelgebirge abgelagert. In den Ablagerungsgebieten war die Vegetation dichter. Diese Pflanzen hielten das feine Material fest und wirkten somit als „Staubfänger“. So bildeten sich Schichten aus Lössstaub, die zum Teil heute noch bis zu 40 Metern mächtig sind.
Der abgelagerte Lössstaub wird als Löss bezeichnet. Es handelt sich bei Löss also um ein lockeres Sediment, das vom Wind herbeigetragen wurde. Löss besteht überwiegend aus Schluff, einem sehr feinen mineralischen Material. Die einzelnen Schluff-Körner haben einen Durchmesser von 0,002 mm bis 0,063 mm (vgl. untere Abbildung).

Verbreitung
Die Lössbörden erstrecken sich in einem Übergangsbereich zwischen dem Norddeutschen Tiefland und den Mittelgebirgen, etwa vom Rheingebiet im Westen bis nach Sachsen im Osten. Zu den Börden zählen beispielsweise die Jülich-Zülpicher Börde und Soester Börde in Nordrhein-Westfalen, die Calenberger Lössbörde und Hildesheimer Börde in Niedersachsen sowie die Magdeburger Börde in Sachsen-Anhalt. Auch die Leipziger Tieflandsbucht in Sachsen stellt ein großes Lössgebiet dieser Art dar.

Bedeutung
Bereits die Herkunft des Namens weist auf die Bedeutung der Lössbörden hin: „Börde“ stammt vom niederdeutschen Wort „bören“ ab, das übersetzt so viel wie „ertragreich sein“ bedeutet.
Lössbörden zeichnen sich – wie alle Lössgebiete – durch äußerst fruchtbare Böden aus. Diese Böden aus Löss bieten aufgrund ihrer Eigenschaften beste Bedingungen für den Ackerbau. Sie sind locker und gut durchlüftet, können Wasser gut speichern und enthalten viele Nährstoffe. Zu den ertragreichsten Böden zählen die lösshaltigen Schwarzerden, die zum Beispiel in der Magdeburger Börde und der Hildesheimer Börde verbreitet sind. Auf diesen Böden können anspruchsvolle Pflanzen angebaut werden, etwa Zuckerrüben (als Rohstoffe für die industrielle Zuckerproduktion) und Weizen (als wichtige Getreidesorte für die Brotherstellung).
S. Lemke



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