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Europa – Alter der Gebirge/Rohstofflagerstätten

aus 978-3-14-100263-8 auf Seite 87 Abb. 4
Diercke Karte Europa – Alter der Gebirge/Rohstofflagerstätten

 
Europa – Alter der Gebirge/Rohstofflagerstätten

Die Wissenschaft der Geotektonik befasst sich mit dem Aufbau und den Bewegungen in der Erdkruste. Die geotektonische Entwicklung Europas erfolgte in verschiedenen Abschnitten der Erdgeschichte. In diesen Zeitabschnitten, den Erdzeitaltern (siehe Grafik 87.3), wurden Gebirge durch Bewegungen in der Erdkruste aufgefaltet beziehungsweise gebildet.

Geologische Urgeschichte Europas
Vor mehr als einer Milliarde Jahren wurde der europäische Kontinent mit dem heutigen Sibirien „verschweißt“. Im Süden grenzt der europäische Kontinent an den Arabischen beziehungsweise Afrikanischen Schild. Der Arabische und der Afrikanische Schild sind Teilgebiete des Urkontinents „Gondwana“. Das nordwestliche Schottland und die Inseln der Hebriden sind dagegen Reste des Urkontinents „Laurasia“. Der Urkontinent Gondwana existierte vor etwa 200 Millionen Jahren als große zusammenhängende Landmasse auf der Südhalbkugel der Erde. Laurasia befand sich auf der Nordhalbkugel (vgl. Karte 172.1b).
Das Gebirge in Finnland, Schweden und Südnorwegen wurde letztmalig vor 1,6 Milliarden Jahren gefaltet. Es bildet die weite, flache Aufwölbung des Baltischen Schildes. Der Baltische Schild wird im Osten von jüngeren Deckschichten der Russischen Tafel überlagert. Seit dem Präkambrium, einem Erdzeitalter vor mehr als 540 Millionen Jahren (siehe Grafik 87.3), hebt sich der Baltische Schild. Dieser Aufstieg hält aufgrund der Entlastung durch die abschmelzende Eisbedeckung auch heute noch an. Nur am Rand wird der Baltische Schild von jüngeren Ablagerungen bedeckt. Die Russische Tafel sinkt dagegen seit dem Präkambrium ab.
Während der kaledonischen Gebirgsbildung vor rund 500 Millionen Jahren wurde das norwegische Hochgebirge aufgefaltet. Dazu gehört auch die südwestliche Fortsetzung des Gebirges in Schottland, Mittelengland und Irland.
Die variskische Gebirgsbildung fand vor etwa 400 bis 350 Millionen Jahren, vor allem in West- und Mitteleuropa, statt. Zu dieser Zeit wurden zum Beispiel die Ardennen und das Erzgebirge aufgefaltet.

Entwicklungen in der Erdneuzeit
Die Alpen, die Karpaten, die Pyrenäen und viele jüngere Gebirge entstanden während der alpidischen Gebirgsbildung, die vor rund 90 Millionen Jahren, an der Wende von der Unter- zur Oberkreide, begann. Ihre stärkste Hebungsphase erreichte die alpidische Gebirgsbildung im späten Miozän vor etwa fünf Millionen Jahren. Grund für die Gebirgsbildung war die Kollision der Afrikanischen Platte mit der Eurasischen Platte. In einigen Gebieten Europas ist die alpidische Gebirgsbildung noch nicht abgeschlossen. Als Anzeichen dafür gelten der aktive Vulkanismus und die häufigen Erdbeben in Süditalien, auf den Äolischen Inseln und in der südlichen Ägäis.
Während Asien, Afrika und Europa im Verlauf der Erdgeschichte durch Anfaltungen miteinander verbunden wurden, wurden die ursprünglich zusammenhängenden Faltengebirge zwischen den nordamerikanischen Appalachen und den europäischen Kaledoniden voneinander getrennt. Ursache war die Öffnung des Atlantischen Ozeans im Verlauf des mittelatlantischen Rückens infolge der Kontinentaldrift (vgl. Karte 172.1 „Plattentektonik, Vulkanismus und Erdbeben“). Dieser Vorgang findet – bei Geschwindigkeiten von wenigen Zentimetern pro Jahr – auch gegenwärtig noch statt. Hierbei bewegen sich die Nordamerikanische Platte und die Eurasische Platte voneinander weg (vgl. Karte 172.1). Deutliche Anzeichen für das Auseinanderdriften der beiden Platten sind der aktive Vulkanismus im Bereich des mittelatlantischen Rückens (z. B. auf Island).

Rohstofflagerstätten
In der Karte sind auch die Lagerstätten wichtiger Rohstoffe (Salz, Steinkohle, Erdgas, Braunkohle und Eisenerz) abgebildet. Diese Rohstoffe entstanden jeweils in verschiedenen Abschnitten der Erdgeschichte und unter ganz bestimmten Bedingungen. Die großen Steinkohlevorkommen etwa haben ihren Ursprung im Karbon (lateinisch „carbo“ = Kohle). Vor etwa 300 Millionen Jahren (vgl. Grafik 87.3) herrschten in Europa tropische Bedingungen, unter denen gigantische Sumpfwälder wuchsen. Aus der Masse abgestorbener Pflanzenreste konnten sich damals mächtige Humusschichten bilden, die zu Torf und – über Jahrtausende – zu Steinkohle verfestigt wurden.
H. Wachendorf, S. Lemke, M. Schneider



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