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Neubrandenburg (Altstadt) 2010

aus 978-3-14-100265-2 auf Seite 29 Abb. 3
Diercke Karte Neubrandenburg (Altstadt) 2010

 
Neubrandenburg (Altstadt) 2010

Zerstörung und Wiederaufbau
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die sowjetische Armee Neubrandenburg ohne Widerstand ein. Die Stadt wurde ein Opfer von Zerstörungen und Brandschatzungen. Dabei wurde die historische Altstadt zu mehr als 80 Prozent vernichtet. Der Neuaufbau des Stadtzentrums erfolgte ab 1952. Das historische Straßenraster wurde weitgehend beibehalten. Die Neubebauung nahm besondere Rücksicht auf die Wehrbauten des Mittelalters. Man bemühte sich, herausragende Bauformen aus dem historischen Stadtbild zu renovieren und nachzubauen, um die Erinnerung an das zerstörte alte Stadtbild wach zu halten. Dennoch erhielt der Neubrandenburger Stadtkern im Zuge dieses Neuaufbaus eine neue Struktur.

Neubrandenburg vor und nach der Wende
In der DDR war Neubrandenburg Verwaltungszentrum und Behördensitz des gleichnamigen Bezirkes. Die Stadt sollte zum wirtschaftlichen und politischen Zentrum im Norden der DDR ausgebaut werden. Dazu war durch Zuzug eine Vergrößerung auf mindestens 100 000 Einwohner sowie die Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe vorgesehen. Als große Neubaugebiete mit typischen Plattenbauten entstanden seit Mitte der 1960er-Jahre größere Stadtgebiete im Osten, Westen und Norden der Altstadt. Sie liegen bereits außerhalb des Kartenausschnitts. Der Stadtteil „Südstadt“ ist auf ehemaligem Wiesen- und Ackergrund entstanden. Der Bruchwald „Werderbruch“ ist verkleinert und in einen Kulturpark umgewandelt worden, der Altstadt und Tollensesee verbindet. Eine Pädagogische Hochschule, die heutige Fachhochschule, wurde 1989 in Neubrandenburg eröffnet.
Die Neubrandenburger Bevölkerungszahl stieg in der DDR-Zeit kontinuierlich an. 1990 lebten 90 000 Menschen in der Stadt. Seitdem sinkt die Einwohnerzahl wieder. Mit ihren 65 000 Einwohner ist Neubrandenburg heute Oberzentrum und die drittgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern.
J. Potschka

Landschaften und Siedlungen verändern sich im Laufe der Zeit. Der Vergleich von Karten desselben Gebietes zeigt, was sich wann, wo und wie stark verändert hat. Eine aktuelle Karte kann dadurch besser verstanden werden: Es zeigt sich, wie die Entwicklung einer Siedlung oder Landschaft vor sich ging und wie es zur heutigen Form gekommen ist.

Beispiel Gewässer: Der Oberbach
Am Beispiel der Gewässer lassen sich die Entwicklungen aufzeigen. Um Neubrandenburg gab und gibt es viele Flüsse, Bäche und Seen. Die Bäche (Oberbach, Lindebach, Gätenbach) waren schon im 16. Jahrhundert keine wilden Fließgewässer mehr. Um Hochwasser vorzubeugen und die Vierrademühle am Treptower Tor betreiben zu können, wurde der Oberbach als künstlicher Kanal mit einem gleichmäßigen Wasserstand angelegt. Vorher hatte man die natürlichen Ausflüsse des Tollensesees verschlossen. Am Oberbach wurde vor 1910 ein Gehweg angelegt; am Ostufer entstand ein kleiner Bootshafen. Ab der Höhe dieses Bootshafens wurde der Bach also als Wasserstraße zum Tollensesee ausgebaut, damit die Schiffe einen bequemen Zugang hatten. Der Bootshafen vergrößerte sich im 20. Jahrhundert immens, was auf die erhöhten Freizeitaktivitäten in der heutigen Zeit hinweist. Der Mühlenteich und auch der kleine Teich am Treptower Tor, die es im 16. Jahrhundert noch gab, sind 1910 verschwunden. Zum sicheren Betrieb der Mühle war aus technischen Gründen der Mühlenteich nicht mehr notwendig. 2010 wird die Vierrademühle nicht mehr betrieben.

Der Gätenbach und der Lindebach
Der Fluss Linde teilt sich östlich von Neubrandenburg in den Gätenbach und den Lindebach. Der Gätenbach entwässert in den Tollensesee, während der Lindebach im Süden an der Stadt vorbeiführt und in den Oberbach mündet. Der Flusslauf ist bereits vor dem 16. Jahrhundert durch Menschenhand korrigiert worden. Die Wasserversorgung der Mühlen musste geregelt werden. Der Bach hat bereits im Mittelalter die Heidemühle, die Kupfermühle und die Walkmühle sowie den Stadtgraben gewässert, der damals noch die ganze Stadt umschloss. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Stadtgraben keine Verteidigungsfunktion mehr. Nur an der Ostseite Neubrandenburgs führte er noch Wasser. Die Heidemühle und die Lohmühle waren allerdings noch in Betrieb. Im Jahr 2010 sind Lindenbach und Gätenbach vollständig in die Stadtlandschaft eingepasst und dienen der Naherholung.
J. Potschka



Stichworte: DDR Entwicklung Gewässer Innenstadt Mecklenburg-Vorpommern Neubrandenburg Sanierung Stadtgeschichte Wiederaufbau


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