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Niederlande – Neulandgewinnung

aus 978-3-14-100265-2 auf Seite 81 Abb. 2
Diercke Karte Niederlande – Neulandgewinnung

 
Niederlande – Neulandgewinnung

Die Karte zeigt neben den Dünen die eingedeichten und trockengelegten Gebiete an der niederländischen Küste. Zusätzlich werden die Gebiete mit Hochwasserschutzkonzept und die überflutungssicheren Regionen ausgewiesen.

Landgewinnung in der Neuzeit
Ab etwa 1600 wurde es durch technische Entwicklung möglich, immer größere Flächen trockenzulegen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Entwicklung der Windmühlen im 16. und 17. Jahrhundert, durch die es gelang, große Flächen abzupumpen. Im 19. Jahrhundert waren es dann die Dampfschöpfwerke, durch die noch größere und tiefer gelegene Gebiete trockengelegt werden konnten.
Die mit Diesel oder Strom angetriebenen Pumpen des 20. Jahrhunderts machten es möglich, mehr als 100 km² große Polder in der ehemaligen Zuiderzee, dem heutigen IJsselmeer, zu errichten und dadurch bedeutende Flächen Neuland zu gewinnen. Zu Beginn des Zuiderzeeprojektes wurde 1932 im Norden ein 30 Kilometer langer Abschlussdamm gebaut, der die damalige Zuiderzee vom Wattenmeer trennte. Seitdem heißt die Zuiderzee IJsselmeer.
Die ersten Polder im IJsselmeer sollten zu neuen Agrargebieten werden. Fast 90 Prozent der Nordostpolder werden auch heute noch für die Landwirtschaft genutzt. Die Wasserflächen, die es heute noch gibt, wie beispielsweise das Markermeer, stehen inzwischen unter Schutz. Man braucht sie als Süßwasserreservoir und als Becken für das Flusswasser.

Heutige Herausforderungen
Der Kampf gegen das Wasser ist seit jeher eine zentrale Herausforderung für die Niederlande. Die Art und Weise hat sich jedoch in letzter Zeit stark geändert. Landgewinnung und Küstenschutz spielen nur noch eine vergleichsweise geringe Rolle. Im Vordergrund stehen dafür nun Fragen des nationalen Wasserhaushalts.
Denn die Hochwassergefährdung geht nicht nur von der Nordsee aus. Auch die Pegel des Rheins und seiner Nebenarme liegen im westlichen Teil der Niederlande ständig über dem Niveau des Umlands. Die Flussauen wurden schon früh durch Deiche begrenzt und weite Teile des Umlands durch Bebauung versiegelt. Dadurch konnten die Ströme nur innerhalb der Deichgrenzen sedimentieren. Deshalb erhöhten sich die Flussbette im Laufe der Zeit. Die massive Häufung von Flusshochwassern seit den 1990er-Jahren ist nicht nur klimatisch bedingt, sondern auch von den Menschen mitverschuldet.
Die Hochwassergefahr wird dadurch verstärkt, dass weite Bereiche der küstennahen Landesteile von massiven Bodensackungen betroffen sind. Die Gebiete wurden dort vor langer Zeit durch die Anlage eines Ringdeiches um einen Binnensee und das anschließende Abpumpen des Wassers für die menschliche Nutzung gewonnen. Der Untergrund besteht somit aus Meeresablagerungen, die von Niedermoor durchsetzt sind. Diese fallen heute immer stärker in sich zusammen. Gäbe es keine Deiche, stünden bei jedem normalen Tidehochwasser rund ein Drittel der Niederlande bis zu sechs Meter tief unter Wasser. Insgesamt 60 Prozent der niederländischen Bevölkerung müsste sich dann eine neue Heimat suchen.
L. Vankan, J. Potschka



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