Die Welt online entdecken
 
 

Landwirtschaft

aus 978-3-14-100266-9 auf Seite 19 Abb. 4
Diercke Karte Landwirtschaft

 
Landwirtschaft

Die natürlichen Bedingungen Niedersachsens sind für die Landwirtschaft überwiegend gut. Begünstigt wird die ackerbauliche Nutzung durch die ebene bis flachwellige Oberflächengestalt weiter Teile des Landes, die milden Winter und die feuchtwarmen Sommer.

Ackerbau und Sonderkulturen
In Niedersachsen wurden 2011 fast 1,9 Mio. Hektar (ha) landwirtschaftlicher Nutzfläche ackerbaulich genutzt. Auf knapp der Hälfte dieser Fläche, nämlich auf 870 000 ha, wurde Getreide angebaut, davon zu einem Großteil Winterweizen und Wintergerste (zusammen 533 000 ha). Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Kartoffelanbau, der fast 113 000 ha einnahm – fast jede zweite deutsche Kartoffel kommt aus Niedersachsen. Mit einer Anbaufläche von rund 102 000 ha fiel auch dem Zuckerrübenanbau eine herausragende Bedeutung zu. Eine ebenfalls große Anbaufläche ist dem Rapsanbau gewidmet – 2011 wurden rund 127 000 ha Winter- und Sommerraps bestellt. Daneben fand beim Ackerfutterbau in den letzten Jahren eine deutliche Ausweitung statt. So standen 2011 über 600 000 ha für Ackerflächen mit Futterpflanzen zur Verfügung (zum Vergleich 2008: 447 000 ha), davon entfielen rund 515 000 ha auf Silomais (2008: 360 000 ha).
Auf den guten bis sehr guten Böden (v. a. in den Börden) werden insbesondere Weizen und Zuckerrüben angebaut. Dagegen erfolgt in den intensiven Viehzuchtgebieten mit humosen Sandböden der Anbau von Mais. In der Geest und in der Heide wird Roggen angebaut, in der Ackermarsch neben Weizen auch Raps.
Wichtige Standorte von Sonderkulturen wie Obst- und Gemüse sind das Alte Land, die Region um Cloppenburg und Vechta sowie das nordwestliche Harzvorland. Der Spargelanbau hat seine Schwerpunkte in der Lüneburger Heide, im Gebiet Braunschweig/Gifhorn/Celle sowie im Raum Vechta/Diepholz.

Viehhaltung
Die Grünlandnutzung ist vor allem in den feuchteren Gebieten im nördlichen und westlichen Niedersachsen weit verbreitet. Der regionale Schwerpunkt der Rinderwirtschaft liegt in Ostfriesland und dem Emsland. Von den insgesamt rund 2,5 Mio. Rindern sind knapp 782 000 Milchkühe (Stand 2011). Hinzu kommen gut 8 Mio. Schweine und über 50 Mio. Hühner, die überwiegend im Raum Cloppenburg/Vechta/Diepholz gehalten werden. Diese Region zählt zu den leistungsfähigsten Agrarwirtschaftsräumen in Europa. Über ein Drittel der deutschen Mastschweine und Legehennen sowie etwa die Hälfte der Truthühner stammen aus Niedersachsen.

Nahrungs- und Genussmittelindustrie
Ostfriesland bildet einen Schwerpunkt in der Milchverarbeitung; dagegen haben die Zuckerfabriken ihre Standorte nördlich des Harzes. Obst und Gemüse werden südlich von Hamburg und in der Lüneburger Heide verarbeitet. An der Küste befinden sich mehrere Fischfabriken. Die Großbrauereien haben ihre Standorte u. a. in Bremen, Jever, Hannover, Braunschweig, Wittingen und Einbeck.

Strukturwandel in der niedersächsischen Landwirtschaft
(Grafik S. 19 unten)
Die niedersächsische Landwirtschaft unterlag in den letzten Jahrzehnten einem starken Strukturwandel: Viele kleinere landwirtschaftliche Betriebe sind moderneren Betrieben mit großen Ackerflächen oder Viehbeständen gewichen. Im Jahr 1949 gab es in Niedersachsen noch über 290 000 landwirtschaftliche Betriebe, 1979 waren es ca. 130 000 und im Jahr 2009 unter 50 000. Im Jahr 2010 sank die Zahl auf weniger als 40 000 Betriebe. Die Betriebe waren 2010 durchschnittlich 62 ha groß (zum Vergleich: 1949 betrug die durchschnittliche Betriebsgröße 9 ha).
Auch die Bodennutzung hat sich verändert. Deutlich zurückgegangen ist die Fläche von Grünland – von rund 1,1 Mio. ha (1979) auf ca. 700 000 ha (2009). Dagegen ist der Flächenanteil von Mais und Raps stark angestiegen. Mais und Raps gewinnen – u. a. neben ihrer Verwendung als Futtermittel – immer mehr an Bedeutung als Energiepflanzen. So wird Mais etwa zur Energiegewinnung in Biogasanlagen eingesetzt, während Raps bei der Herstellung von Biokraftstoff oder Biodiesel Verwendung findet.
H. Kiegel, S. Lemke



Stichworte: Ackerbau Altes Land Bodennutzung Bremen Börde Energiepflanze Gemüseanbau Genussmittelindustrie Grünlandnutzung Landwirtschaft Lüneburger Heide Mais Nahrungsmittelindustrie Niedersachsen Obstanbau primärer Sektor Raps Sonderkultur Spargel Strukturwandel Viehhaltung Viehwirtschaft Viehzucht


Kontakt / Impressum | Datenschutzhinweis