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Braunschweig um 1400

aus 978-3-14-100266-9 auf Seite 28 Abb. 1
Diercke Karte Braunschweig um 1400

 
Braunschweig um 1400

Erste Nachrichten und Siedlungsspuren
Die Stadt an der Oker geht auf einen Stapel- und Umschlagplatz im Schnittpunkt alter Handelsstraßen zurück. Vermutlich seit dem 9. Jahrhundert entwickelten sich die fünf rechtlich voneinander unabhängigen Siedlungen („Weichbilde“) Altewiek, Altstadt, Hagen, Neustadt und Sack. Um die Jahrtausendwende entstand dort eine Burg, für die der Name „Dankwarderode“ im Jahr 1134 in den Schriftquellen auftaucht. Urkundlich erwähnt wird „Brunesguik“ zum ersten Mal 1031 in der Weiheurkunde der St. Magnikirche. Die ältesten Pfarrkirchen sind St. Magnus, St. Ulrich und die beiden Stifte St. Blasius und St. Cyriakus, die alle bereits im 11. Jahrhundert erwähnt werden. Archäologische Ausgrabungen bei St. Ulrich haben Mauerreste aus dem 9. Jahrhundert zutage gefördert.

Heinrich der Löwe
Während des Investiturstreits wurde Braunschweig vermutlich zweimal von königlichen Truppen eingenommen und die Burg zerstört. Erst der Welfenherzog Heinrich der Löwe machte Braunschweig im 12. Jahrhundert zu seiner Residenzstadt und leitete damit die Entwicklung zur mittelalterlichen „Großstadt“ ein. Die Verbundenheit Heinrichs mit Braunschweig zeigt sich in der Errichtung des Löwensteins, dem Neubau des St. Blasiusdoms und der Pfalz. Auch mit der Hanse war Braunschweig eng verbunden: Braunschweiger Händler erhielten im 13. Jahrhundert Zollfreiheit im ganzen Reich sowie weitere Handelsvergünstigungen in Dänemark und England.
In dieser Zeit taten sich die fünf selbstständigen Siedlungen zusammen. Für Altstadt, Hagen und Neustadt ist 1269 ein gemeinsamer Rat bezeugt; nach 1300 traten auch Altewiek und Sack diesem Rat bei. Altstadt war im Rat vergleichsweise stark vertreten und besaß eine leichte Vorrangstellung. Seit dem 13. Jahrhundert waren die fünf Orte von einer gemeinsamen Stadtmauer umgeben.

Die „Schichten“
Ein zentraler Teil der mittelalterlichen Stadtgeschichte Braunschweigs sind die „Schichten“. Dieser Begriff bezeichnet Unruhen, die sich zumeist an der Beteiligung unterschiedlicher Gruppen (vor allem der Gilden) an der Stadtregierung entzündeten. Die Unruhen zogen sich über viele Jahrzehnte hin und gipfelten in der „Großen Schicht“ des Jahres 1374. Auslöser war eine Finanzkrise der Stadt. Diese Krise wurde durch einen verlorenen Kriegszug gegen das Erzstift Magdeburg und die daraufhin von der Stadt zu zahlenden Lösegelder weiter verschärft. Die Ursachen sind in der Forschung umstritten. Braunschweig wurde vorübergehend aus der Hanse ausgeschlossen, Finanzen und Wirtschaftskraft nachhaltig geschädigt und vom Landesherrn pfandweise erworbene Ämter und Dörfer gingen verloren. Im Jahr 1386 wurde ein neuer Rat eingesetzt. In diesem Rat war der Einfluss der „alten“ Ratsgeschlechter – zumindest der Zahl nach – gemindert.
Um 1400 war der Haushalt der Stadt wieder ausgeglichen und die regionale Führungsrolle in der Hanse zurückgewonnen. Braunschweig war damals mit etwa 15 000 Einwohnern – nach Lübeck – die zweitgrößte Stadt Nordwestdeutschlands.
J. Potschka



Stichworte: Braunschweig Hanse Heinrich der Löwe Mittelalter Niedersachsen Stadtgeschichte Weichbilde


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