Die Welt online entdecken
 
 

Braunschweig um 1775

aus 978-3-14-100266-9 auf Seite 28 Abb. 2
Diercke Karte Braunschweig um 1775

 
Braunschweig um 1775

Konflikte mit den Landesherren
Braunschweigs Geschichte wurde im 17. und 18. Jahrhundert vom Verhältnis zu den Landesherren des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel bestimmt. Die Herzöge residierten in Wolfenbüttel und ihnen war die Stadt zu selbstbestimmt; sie wollten selbst die Kontrolle ausüben und versuchten mehrfach, mit eigenen Truppen Braunschweig militärisch zu besetzen. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts reagierte der Braunschweiger Rat darauf: Es wurde damit begonnen, die spätmittelalterliche Wallbefestigung in eine Mauer mit Bastionen umzuwandeln.

Verlust der Selbständigkeit und zunehmende Bautätigkeit
Nach mehreren erfolglosen Versuchen klappte es erst im Jahr 1671: Herzog Rudolf August eroberte Braunschweig, das dadurch seine Stadtfreiheit verlor. Die Stadt Braunschweig wurde fest in das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel eingegliedert. Die bisherigen Räte wurden abgeschafft und durch einen vom Herzog eingesetzten Rat ersetzt; darüber hinaus musste die Stadt einen hohen Tribut zahlen. Nicht nur politisch, sondern auch topographisch stellte dieses Ereignis einen großen Einschnitt in der Stadtgeschichte dar. In den Jahrzehnten zuvor war die Bautätigkeit praktisch zum Erliegen gekommen. Die Baumaßnahmen an der Stadtmauer wurden wieder aufgenommen und um 1740 zum Abschluss gebracht.
Braunschweig besaß nun eine etwa sechs Kilometer lange und 300 Meter tiefe Befestigung, die sich am Muster des französischen Baumeisters Vauban orientierte. Die Bastionen waren in regelmäßigen Abständen angeordnet, um sich gegenseitig Feuerschutz zu bieten. Wegen der spitz zulaufenden Grundrisse ist kein toter Winkel vorhanden. Der westliche und östliche Umflutgraben erhöhte den Schutz für die Stadt.
Als der Regierungssitz des Herzogtums im Jahr 1753 von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt wurde, benötigte die Stadt einen repräsentativen und administrativen Großbau. Zwischen St. Magni und St. Blasii entstanden das Schloss und der fürstliche Schlossgarten. Der Handel blühte auf, besonders die Sommermessen in Braunschweig zogen viele Besucher an. Bildungseinrichtungen wurden gegründet und ausgebaut – darunter die voruniversitäre Lehranstalt Collegium Carolinum, aus der die heutige Technische Universität Braunschweig hervorging.

Bevölkerungszunahme
Im 18. Jahrhundert besaß die Stadt Braunschweig immer noch ihre bisherige Größe und Umrisse aus dem Mittelalter. Hatten im späten Mittelalter zwischen 15 000 und 20 000 Menschen in der Stadt gewohnt, war diese Zahl am Ende des 18. Jahrhunderts auf rund 27 000 (einschließlich 4 000 Garnisonsangehörigen) angewachsen. Ab 1775 begann die Stadtverwaltung, sich mit der Öffnung der Stadt durch Siedlungserweiterungen zu beschäftigen.
J. Potschka



Stichworte: Bastion Bevölkerungszunahme Braunschweig Braunschweig-Wolfenbüttel Festung Neuzeit Niedersachsen Vauban


Kontakt / Impressum | Datenschutzhinweis