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Bangladesch – physisch

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 101 Abb. 2
Diercke Karte Bangladesch – physisch

 
Bangladesch – physisch

Bangladesch liegt auf dem indischen Subkontinent und wird fast völlig von Indien umschlossen. Das Land besteht zum großen Teil aus Gebieten, die von Hochwasser gefährdet sind. Vor allem im Mündungsgebiet von Ganges (Padma) und Brahmaputra (Jamuna) treten in den weitverzweigten Deltas immer wieder Überschwemmungen auf. Da die Flussläufe ständig ihren Weg ändern, ändert auch die Landschaft ständig ihr Aussehen. In der Hochwasserzone der schlickreichen, seichten Küste wächst ein „Gezeitenwald“ aus Mangroven in das Meer hinein. Mangroven sind auf den Wechsel zwischen Süß- und Salzwasser eingestellt. Dieser Wald liefert der einheimischen Bevölkerung das Brennmaterial.
Starke Niederschläge in der Monsunzeit und das Hochwasser der Flüsse während der Schneeschmelze im Himalaya verursachen Jahr für Jahr Überflutungen der Siedlungen und der landwirtschaftlichen Flächen. Wenn zusätzlich tropische Wirbelstürme vom Golf von Bengalen aus auf die Küste treffen, kommt es häufig zu katastrophalen Überschwemmungen mit meterhohen Flutwellen an der Küste. Auch Großstädte wie Kalkutta (15,5 Mio. Einwohner) und Dhaka (14,6 Mio. Einwohner) sind von diesen Flutkatastrophen betroffen. Die Gebiete mit den stärksten Regenfällen befinden sich um Silhat und an den Hängen des Khasigebirges. Grund für die starken Niederschläge ist die Stauwirkung der Gebirge. An den hohen Gebirgen bleiben Regenwolken hängen und regnen ab.

Die Hochwasser
Die jährlichen Hochwasser, die fast die Hälfte des Landes überschwemmen, werden durch den Holzeinschlag im Mangrovenwald und im Khasigebirge verstärkt. Die Erweiterung der landwirtschaftlichen Anbauflächen durch Brandrodung (Abbrennen von Wäldern) führt zu Kahlschlägen an ganzen Berghängen. Die Regenmassen der Sommermonate spülen dort den Boden ab. Früher versickerten sie allmählich im Waldboden, und das schützende Blätterdach verminderte den Aufprall der Regentropfen. Der Boden speicherte die Feuchtigkeit und gab sie in trockeneren Monaten ab. Heute lagert sich der abgespülte Boden als Sediment in den Flussarmen des Deltas ab. Die Schlammfracht erhöht die Flusssohle (tiefste Stelle im Flussbett) und die Ufer.
Nach zwei Flutkatastrophen in den Jahren 1987 und 1988 entwickelten Regierung und Weltbank gemeinsam einen Flutaktionsplan (FAP). Danach sollen gefährdete Gebiete durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt werden. Allerdings wäre die Bevölkerung bei möglichen Deichbrüchen den Fluten noch schonungsloser ausgesetzt als früher. Kritiker und Umweltschützer forderten deshalb eine Neuanpflanzung und die Pflege von Mangrovenwäldern entlang der Küste und die Wiederaufforstung der Berghänge.
Ungeachtet dessen zeigten die Maßnahmen der Regierung bereits erste positive Wirkungen. Dass nach dem schweren tropischen Zyklon „Sidr“, der im November 2007 über Bangladesch fegte und dabei mehr als 750 000 Häuser beschädigte, weniger als 2500 Todesopfer zu beklagen waren, war vor allem dem neuen Frühwarnsystem zu verdanken, das nach Einschätzung der Vereinten Nationen unzählige Menschenleben gerettet hat.
D. Sayak, E. Astor, M. Schneider



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