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Politische und militärische Bündnisse

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 223 Abb. 3
Diercke Karte Politische und militärische Bündnisse

 
Politische und militärische Bündnisse
Seit dem Zerfall der Bündnisstrukturen des Kalten Krieges ist die NATO (North Atlantic Treaty Organization) das wichtigste Militärbündnis der Welt. Die Zusammenarbeit umfasst im Rahmen der "Partnerschaft für den Frieden" auch bündnisfreie Staaten wie Schweden, Finnland, die Schweiz, Österreich und Irland. In Osteuropa hat Russland seinen militärischen Einfluss weitgehend verloren, zahlreiche Staaten wie Polen, Tschechien, Ungarn sowie die baltischen Republiken sind inzwischen ebenfalls der NATO beigetreten. Das einzige islamische Mitgliedsland der NATO ist die Türkei. Frankreich und Spanien sind militärisch eigenständige Mitglieder, Island hat keine eigenen Streitkräfte. Sitz der NATO ist Brüssel in Belgien, Gründungsort war Washington.
Auf dem amerikanischen Doppelkontinent dient die OAS (Organization of American States) als Bündnis zur gemeinsamen militärischen Absicherung. Nichtmitglieder sind nur das seit 1962 suspendierte Kuba und einige überseeische Besitzungen wie Französisch-Guyana. Neben der gemeinsamen Sicherung nach außen ist auch die zwischenstaatliche Konfliktschlichtung in Amerika Aufgabe der OAS. Ihr Sitz ist Washington, Gründungsort war Bogotá.
Die GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) ist, mit Ausnahme der baltischen Republiken, identisch mit der ehemaligen Sowjetunion. Sie war vordergründig nicht als ein militärisches Bündnis gedacht, sondern sollte vielmehr der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit dienen. Da die GUS die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte, wurden in ihrem Geltungsbereich seit 1996 eine Reihe regionaler Bündnisse geschlossen, darunter die GIS (Russland, Weißrussland, Kasachstan und Kirgistan), die GSR (Russland und Weißrussland), die GUUAM (Georgien, Ukraine, Aserbaidschan, Moldawien und Usbekistan) und die CACO (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan). 1999 traten Aserbaidschan, Georgien und Usbekistan aus der GUS aus. Ihr Gründungsort war Minsk, sie hat keinen festen Sitz.
Die Arabische Liga umfasst außer den islamischen Staaten Westasiens – ohne die Türkei, Iran, Pakistan, Afghanistan und die mittelasiatischen Staaten – auch diejenigen Nord- und Ostafrikas einschließlich der Komoren. Sie dient außer der breiten Förderung der Zusammenarbeit der Länder auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet der Schlichtung von Streitfällen zwischen den Staaten und der Vertretung gemeinsamer arabischer Interessen nach außen. Ein zentrales Ziel ist die Einrichtung eines palästinensischen Staates. Die Arabische Liga beinhaltet auch Vereinbarungen zur Verteidigung, ist aber wie die GUS kein militärisches Bündnis. Ihr Sitz ist Kairo in Ägypten.
Die Golfanlieger Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate bilden mit dem Golfrat innerhalb der arabischen Welt ein regionales, auf Friedenssicherung und Verteidigung ausgerichtetes militärisches Bündnis mit Sitz in Riad.
Die islamischen Staaten Nordafrikas außer Marokko sind, wie alle anderen Staaten des Kontinents, Mitglieder der AU (Afrikanican Union), einer Nachfolgeorganisation der 1963 gegründeten und 2002 aufgelösten Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU). Die AU ist kein Militärbündnis, sondern soll vielmehr der innerafrikanischen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Interessenvertretung nach außen dienen. Ihr Sitz ist Addis Abeba in Äthiopien.
In Südostasien haben Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam mit der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) ein hauptsächlich auf Wirtschaft, Kultur und Soziales ausgerichtetes regionales Bündnis gegründet, dass einen ähnlichen Integrationsgrad anstrebt wie die EU. Nicht zuletzt aufgrund dieses Bündnisses entwickelten sich einige der beteiligten Länder in den letzten Jahren zu sogenannten Tigerstaaten mit starker wirtschaftlicher Dynamik. Friedenssicherung ist eines der erklärten Ziele; die ASEAN-Staaten bilden aber wie die Arabische Liga und die GUS kein vordergründig militärisches Bündnis. Sitz ist Jakarta in Indonesien.
Zu den weiteren regionalen Organisationen, die hier nicht dargestellt sind, zählen unter anderem der Arktische Rat, die APEC (Wirtschaftsbündnis im asiatisch-pazifischen Raum), die Blockfreien Staaten, das Commonwealth of Nations, die EU, die Gruppe der Neun (G9), NAFTA und MERCOSUR als Wirtschaftsbündnisse, die Maghreb-Union (Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien), die Organisation der Islamischen Konferenz und die OSZE. Über die dargestellten Bündnisse hinaus gibt es zahlreiche Beispiele für die Kooperation einzelner Staaten.
S. Heise (nach M. Felsch)


Stichworte: Afrikanische Union (AU) Arabische Liga ASEAN Bündnis Erde GUS NATO Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Politische Karte


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