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Emscher Landschaftspark - Vom Bergbau zum Tourismus

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 23 Abb. 2
Diercke Karte Emscher Landschaftspark - Vom Bergbau zum Tourismus

 
Emscher Landschaftspark - Vom Bergbau zum Tourismus

Der Emscher Landschaftspark erstreckt sich von Duisburg bis Kamen über den Kernraum des Ruhrgebietes. Die Region gilt als eindrucksvolles Beispiel für eine nachindustrielle Kulturlandschaft, die zum einen durch die traditionelle Industriekultur und zum anderen durch eine gesteuerte Landschaftsentwicklung geprägt wurde.
Heute lockt der Emscher Landschaftspark mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie Industriedenkmälern sowie einem gut erschlossenen Wegenetz jedes Jahr zahlreiche Touristen an. Die ehemalige Bergbauregion hat sich zu einer Tourismusregion entwickelt.

Rückblick: Die Emscher als Abwasserkanal
Fast zweihundert Jahre war das Ruhrgebiet durch den Kohlebergbau und die Stahlindustrie geprägt. Weil der Bau unterirdischer Kanäle durch Bergesenkungen infolge des Steinkohle-Bergbaus ein hohes technisches Risiko darstellte, wurden die Bergbau- und Industrieabwässer oberflächlich abgeleitet. Insbesondere die Emscher entwickelte sich zu einem regelrechten „Abwasserkanal“, mit fatalen ökologischen Folgen. Mitte des 20. Jahrhunderts galt die Emscher als der schmutzigste Fluss Deutschlands. Abfällig wurde die Emscher auch als „Kloake des Ruhrgebiets“ bezeichnet.

Wiedergewinnung von Landschaft
Der Niedergang des Bergbaus und der Montanindustrie leitete in den vergangenen Jahrzehnten ein Umdenken ein. Die stark industriell geprägte Emscher-Region sollte wirtschaftlich, sozial, architektonisch und ökologisch umgestaltet werden. Zu den wichtigsten Zielen zählten der ökologische Umbau des Emscher-Flusssystems und die landschaftsplanerische Umgestaltung des Neuen Emschertals.
In den 1990er-Jahren begann der breit angelegte Umbau des Emscher-Flusssystems. Um beispielsweise das Abwasser, das bis dahin in die Emscher gelangte, von dem Fluss fernzuhalten, werden drei unterirdische Kanäle gebaut; über sie soll das Abwasser zukünftig direkt in zwei moderne Kläranlagen in Bottrop und Dortmund geleitet werden (geplante Fertigstellung 2014). Gleichzeitig wurden bereits erste kleinere Abschnitte der Emscher mit großem Aufwand renaturiert und der natürliche Wasserhaushalt gestärkt. Unter anderem wurde versucht, die Versickerungsflächen gezielt auszuweiten, die durch die hohe Flächenversiegelung in der Region verlorengingen. Ab 2015 soll der Fluss nur noch Quellwasser, Regenwasser und gereinigtes Abwasser führen.
Seit 2007 werden die Entwicklungsprojekte im Emscher Landschaftsparks durch den Regionalverband Ruhr auf der Grundlage des so genannten „Masterplans Emscher Landschaftspark 2010“ koordiniert. Nach diesem Masterplan soll u. a. die Emscher in den kommenden 15 Jahren durch den Ausbau eines neuen Flussbetts wieder zu einem ökologisch intakten Fließgewässer werden. Zugleich soll der Fluss das Zentrum einer rund 60 Kilometer langen, städtischen Parklandschaft bilden, die sowohl zahlreiche Stadtteile und Städte als auch die unterschiedlichsten Bedürfnisse von Erholung, Arbeit und Wohnen miteinander verbindet.

Umsetzung und Ziele der Stadterneuerung
Zu den Zielen des Masterplans „Emscher Landschaftspark 2010“ gehören – neben dem ökologischen Umbau – auch eine neue städtische Lebensqualität und eine gesteigerte Standortattraktivität. Zwar gibt es weiterhin aktive Unternehmen der Werkstoff-, Stahl- und Chemie-Industrie, die nach wie vor Tausende Arbeitsplätze stellen. Im Bereich des ehemals so prägenden Bergbaus in der Region ist jedoch nur noch ein einziges Bergwerk in Betrieb: die Zeche Prosper/Haniel in Bottrop.
Die Zukunft gehört innovativen Unternehmen aus dem IT-, Logistik- und Dienstleistungssektor. Unter dem Motto „Arbeiten im Park“ sind an über 20 Standorten ehemalige Industriebrachen in neue Gewerbe- und Dienstleistungsparks umgewandelt worden. Für den Bau neuer Gründer- und Technologiezentren bestehen dabei hohe Auflagen: So muss jeweils ein Grünflächenanteil von mindestens 50 % ausgewiesen werden. Auch bei Siedlungsneubauten stehen ökologische, ästhetische und soziale Aspekte im Vordergrund, etwa die sozialen Bedürfnisse von Kindern, Alleinerziehenden, Behinderten und Senioren.
K. Lückemeier, S. Lemke



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