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Köln um 350 n. Chr. - Römerstadt und Kastell

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 26 Abb. 1
Diercke Karte Köln um 350 n. Chr. - Römerstadt und Kastell

 
Köln um 350 n. Chr. - Römerstadt und Kastell

Römische Stadtgründungen im heutigen Deutschland
Im 1. Jahrhundert v. Chr. steigerten die Römer ihre Bemühungen, Gebietsteile des heutigen Deutschlands wirtschaftlich und militärisch zu beherrschen: Die Elbe sollte die Reichsgrenze bilden. Eines der wichtigsten Mittel der Römer zur Sicherung der eroberten Gebiete war, Städte zu gründen.
Die bisherigen Siedlungen in diesem Gebiet (keltische Oppida, germanische Volksburgen) sind nur als Vorläufer des Städtewesens anzusehen, weil sie nur wenige Funktionen einer Stadt ausfüllten. Mit den Römern drang der Hausbau mit festen Baumaterialien nach Mitteleuropa vor.

Die Gründung Kölns
Die geographische Lage Kölns am Südrand der niederrheinischen Tiefebene und am Schnittpunkt des Rheins mit zwei Fernstraßen aus dem Inneren Galliens war ideal. Dieser Knotenpunkt war hochwasserfrei und besaß ein natürliches Hafenbecken – günstige Bedingungen für die Entwicklung des Platzes zum Handels- und Verwaltungszentrum. Voraussetzung für die Stadtwerdung war die Landnahme des germanischen Stammes der Ubier auf dem linksrheinischen Gebiet. Das „Oppidum Ubiorum“ (Oppidum = befestigte, stadtartige Siedlung) wurde zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt gegründet, jedoch vor dem Jahr 9 n. Chr. Es war mit einer Mauer aus Holz und Erde sowie mit einem Graben umwehrt und durch ein regelmäßiges Straßennetz erschlossen. Durch die Einrichtung großer militärischer und öffentlicher Verwaltungseinrichtungen erfolgte ein Zuzug von Menschen aus Gallien und Italien sowie anderen Reichsteilen.

Aufstieg zur Provinzhauptstadt
Im Jahr 50 n. Chr. wurde die Stadt (als erste in Niedergermanien) auf Veranlassung der hier geborenen Kaiserin Agrippina zur römischen Kolonie („Colonia Claudia Ara Agrippinensium“: CCAA) erhoben. Bald danach begann die Errichtung einer gewaltigen Steinmauer (Länge: ca. 3912 Meter, 19 Rundtürme, 9 Tore, Graben). Sie umschloss ein Gebiet von fast 97 Hektar, das durch ein rechtwinkliges, in Wohnblocks (insulae) gegliedertes Straßennetz erschlossen war. Das zentrale Forum lag am Schnittpunkt der beiden Hauptstraßen (Cardo und Decumanus maximus). Das Hauptheiligtum, das Capitol, ist durch Grabungen unter der heutigen Stiftskirche St. Maria im Kapitol nachgewiesen. Die Wasserversorgung wurde durch einen der längsten Aquädukte des römischen Reiches, die Eifelwasserleitung, verbessert.
Mit dem Aufblühen Kölns im 1. Jahrhundert n. Chr. entstand ein Ring von Vorstädten. Gewerbebetriebe wurden nach außerhalb der Stadtmauern verlagert: Töpfereien, Glashütten, Metallschmelzen, lederverarbeitende und Textilbetriebe, Speicher. Fernhandelsbeziehungen bestanden sogar mit Britannien und den Donauprovinzen. Die Friedhöfe wurden vornehmlich entlang der Fernstraßen angelegt.
Im Jahr 310 ließ Kaiser Konstantin zum zusätzlichen Schutz das Kastell Divitia (Deutz) auf der gegenüberliegenden Rheinseite errichten, das durch eine feste hölzerne Rheinbrücke auf Steinpfeilern mit Köln verbunden wurde.
J. Potschka



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