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Rheinisches Braunkohlenrevier um 1976

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 28 Abb. 1
Diercke Karte Rheinisches Braunkohlenrevier um 1976

 
Rheinisches Braunkohlenrevier um 1976

Die Karte zeigt das Rheinische Braunkohlenrevier um das Jahr 1976. Die Region wurde durch Braunkohlen-Tageabbau landschaftlich stark geprägt.
Das Rheinische Braunkohlenrevier gilt als das größte Braunkohlenrevier innerhalb Europas. Es erstreckt sich etwa zwischen den Städten Mönchengladbach und Grevenbroich im Norden, Köln und Hürth im Osten, Düren im Süden und Eschweiler im Südosten. Landschaftlich ist die Region der Kölner Bucht zuzuordnen und um umfasst Teile der Zülpicher und Jülicher Börde, der Erftniederung sowie der Ville.

Das Revier im Überblick
Das gesamte Rheinische Braunkohlenrevier lässt sich in vier kleinere Reviere unterteilen: Das Nordrevier, das Mittlere Revier, das Westrevier und das Südrevier.
Das traditionelle Nordrevier umfasst die Region zwischen Grevenbroich und Bedburg – dort entstanden im Jahr 1907 die ersten Tagebaue. Zum Nordrevier zählen die Tagebaue von Frimmersdorf.
Als Mittleres Revier wird der Zentraltagebau in der nördlichen Ville bezeichnet. Es zieht sich etwa von Frechen im Südosten bis nach Bedburg im Nordwesten. Im Mittleren Revier befinden sich die Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Frechen.
. Das Westrevier erstreckt sich zwischen Düren, Eschweiler und Jülich (Kartenausschnitt unten links). Es umfasst die Tagebaue Zukunft und Inden.
Das Südrevier liegt zwischen Brühl und Erftstadt-Liblar (Kartenausschnitt unten rechts).

Entwicklung bis in die 1950er-Jahre
Auf den Höhenrücken der südlichen Ville wurde Braunkohle seit Mitte des 18. Jahrhunderts an der Oberfläche abgebaut. Der Abbau erfolgte anfangs in Handarbeit. Ende des 19. Jahrhunderts ging der Abbau schließlich zum Groß- und Tieftagebau über; es begann die industrielle Kohleförderung. Ausgehend von der Ville entstanden weitere Abbaugebiete in den nördlichen und später auch in den westlichen Teilen des Rheinischen Reviers. In den 1950er-Jahren wurden neue Verfahren für den Tieftagebau entwickelt: Riesige Schaufelradbagger kamen zum Einsatz. Sie tragen große Mengen von Abraum ab, bevor die abbaufähigen Kohleflöze zum Vorschein treten. Mit der zunehmenden Tiefe und Fläche der Abbaufelder setzte eine Konzentration auf wenige Großtagebaue ein.
Die Ausdehnung der Tagebauflächen führte bereits Ende der 1940er-Jahre zu ersten Umsiedlungen der Bevölkerung. Ganze Dörfer wurden nach und nach umgesiedelt. Dabei wurde versucht, die Dorfgemeinschaften möglichst geschlossen in eine neue Siedlung zu überführen – wie zum Beispiel bei den Orten Berrenrath und Mödrath (südwestlich von Köln).

Entwicklung bis Mitte der 1970er-Jahre
Bis in die 1970er-Jahre fand eine zunehmende Erweiterung der Abbauflächen statt. Insbesondere sechs Tagebaue prägten das Landschaftsbild: Die Tagebaue Frimmersdorf-Nord und -Süd im Nordrevier, die Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Frechen im Mittleren Revier sowie die Tagebaue Zukunft und Inden I im Westrevier. Weitere große Tagebauflächen wie Hambach I und II sowie Frimmersdorf-West waren in Planung. Die größten Fördermengen wurden Mitte der 1970er-Jahre im Tagebau Fortuna-Garsdorf erzielt (vgl. auch Diagramm S. 28 oben).
Im Südrevier wurde der Bergbau schon Mitte der 1960er-Jahre weitgehend eingestellt und man begann mit der Rekultivierung der Tagebaue. Mitte der 1970er-Jahre hatte sich dort bereits ein Wald-Seengebiet mit über 40 Gewässern entwickelt.
Mit dem Ausbau des Tagebaus wurden auch die Kraftwerke immer größer und leistungsfähiger. So wurde etwa die Leistung des Braunkohlekraftwerks Weisweiler (bei Eschweiler) von rund 1 000 Megawatt (MW) auf über 2 100 MW im Jahr 1975 erweitert. Bereits 1953 wurde der Tagebau Inden allein zur Kohleversorgung dieses Kraftwerks in Betrieb genommen. Das größte Braunkohlekraftwerk um 1976 war Niederaußem mit einer Gesamtleistung von 2 700 MW. Zu den Kraftwerken gelangt die Braunkohle von den Tagebauen über kilometerlange Kohlebahnen, etwa über die 1976 bereits bestehende Nord-Süd-Bahn.
S. Lemke



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