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Würm-/Weichsekaltzeit

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 63 Abb. 2
Diercke Karte Würm-/Weichsekaltzeit

 
Würm-/Weichsekaltzeit

Die Karte zeigt Europa während der letzten Kaltzeit vor rund 20 000 Jahren. Durchschnittstemperaturen von 4 bis 8 °C unter den heutigen Werten hatten zu einer Vergrößerung der Alpengletscher und zu einem Vordringen der skandinavischen Inlandeismassen geführt. Aufgrund des kalten Klimas verlagerten sich die Vegetationszonen in Richtung Äquator. In West- und Mitteleuropa verbreitete sich die Tundra, während der boreale Nadelwald sowie Laub- und Mischwälder im Mittelmeerraum zu finden waren. Trotz der harten Lebensbedingungen lebten in diesem Abschnitt der Steinzeit bereits Menschen als Sammler und Jäger in Europa.

Oberflächenformen der letzten Kaltzeit
Das letzte Kaltzeitalter, das Pleistozän, begann vor mehr als 2,5 Millionen Jahren und endete in der Würm-/Weichselkaltzeit. Beide Kaltzeiten begannen vor etwa 115 000 Jahren und endeten etwa 10 000 bis 12 000 Jahre vor heute. Als Würmkaltzeit wird die letzte Vergletscherungsphase im Alpenraum bezeichnet, während die Weichselkaltzeit die letzten Vergletscherungen großer Flächen Nordeuropas und des nördlichen Mitteleuropas brachte. Noch vor rund 9000 Jahren bedeckte eine Eisdecke weite Teile Skandinaviens.
Die großen pleistozänen Eisvorstöße haben das Relief und die Landschaft entscheidend gestaltet, wobei man Unterschiede zwischen Norddeutschland und dem Alpenraum feststellen kann. Im Norden blieben Ablagerungen von sehr feinem und auch sehr grobem Material zurück. Beispielsweise wurden Findlinge (große, durch Gletschereis transportierte Gesteinsblöcke) von Skandinavien aus bis in das heutige Gebiet Norddeutschlands verfrachtet. Durch Abtragung und durch die Herausbildung von Urstromtälern (Schmelzwasserrinnen der Gletscher) sind die eiszeitlichen Ablagerungen oft überformt worden. Das Relief, wie es vor der Eiszeit noch existierte, wurde in weiten Teilen durch Moränenschutt verdeckt. Moränenschutt ist unter Gletschern abgelagerter Schutt.
In den Alpen breiteten sich Talgletscher aus, deren Gletscherzungen auch das Alpenvorland bedeckten. Ihren weitesten Vorstoß markieren heute die Endmoränenzüge. Als Endmoränen werden Schutt- und Gesteinshügel bezeichnet, die am Ende von Gletschern zusammen geschoben wurden.
Ähnlich wie in Norddeutschland entstand im Alpenvorland ein regelmäßiger, während der Eiszeiten geprägter Formenschatz, die so genannte glaziale Serie: Mit jedem Gletschervorstoß breitete sich das Eis über Ablagerungen der jeweils vorhergegangenen Kaltzeit aus. Unter dem Gletscher bildete sich die Schutt führende Grundmoräne aus und am Eisrand die Endmoräne. Hinter den Endmoränen entstanden durch das ablaufende Schmelzwasser Schotterebenen, die in Norddeutschland als Sander bezeichnet werden.
Schließlich bildeten sich entlang der schmelzenden Gletscher große Entwässerungsrinnen aus, die Urstromtäler. In letzteren sammelten sich die Schmelzwässer und vereinten sich in Norddeutschland mit dem Wasser der von Süden kommenden Flüsse. Parallel zum Eisrand strömten diese ins Meer. Aus den Ablagerungen des Eises wurde später feiner, kalkhaltiger Gesteinsstaub ausgeweht, der als Löss bezeichnet wird (siehe auch Erläuterungen zur Grafik 63.3 „Entstehung von Lössbörden durch eiszeitliche Lössverwehung“).
D. Sajak, M. Schneider, S. Lemke



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