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Das Siebengebirge - physisch

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 7 Abb. 4
Diercke Karte Das Siebengebirge - physisch

 
Das Siebengebirge - physisch

Die Karte zeigt den größten Teil des Siebengebirges, das sich auf der rechten Rheinseite im Umland der Städte Königswinter und Bad Honnef am Südrand von Nordrhein-Westfalen erstreckt. Das Siebengebirge ist ein Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs und zählt als Teilgebirge zum Rheinischen Schiefergebirge. Insgesamt umfasst das Siebengebirge mehr als 40 Berge und Kuppen. Die Zahl „Sieben“ im Namen ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern steht – als „Zahl der Fülle“ – sinnbildlich für eine größere Menge. Dennoch werden folgende Berge als die „klassischen Sieben“ bezeichnet: Großer Ölberg (460 m; auch Ölberg genannt), Löwenburg (455 m), Lohrberg (432 m), Nonnenstromberg (335 m), Petersberg (331 m), Wolkenburg (324 m) und Drachenfels (321 m).

Geologische Entstehungsgeschichte
Die Entstehung des Siebengebirges reicht bis ins Devon zurück (vgl. Karte 87.3 „Erdzeitalter“). Damals, vor rund 360 bis 400 Millionen Jahren, erstreckte sich auf dem Gebiet des heutigen Siebengebirges das Devonmeer. Durch Flüsse vom Festland wurden Sande und Schlämme ins Meer gespült, die sich auf dem Meeresboden ablagerten und schließlich zu Sedimentgesteinen (vor allem Grauwacke) verfestigten. Als sich das Devonmeer vor etwa 320 Millionen Jahren zurückzog, wurden die mittlerweile mächtigen Gesteinsschichten im Zuge der variskischen Gebirgsbildung zusammengepresst, aufgefaltet und einige hundert Meter herausgehoben. Das Rheinische Schiefergebirge und damit das Siebengebirge entstanden. Im Laufe der Jahrmillionen wurde das alte Grundgebirge jedoch durch Wind und Wasser wieder abgetragen und von neuen Sedimenten überlagert. So entwickelte sich die heute typische, wellige Oberfläche des Siebengebirges.
Im Oligozän, vor rund 25 Millionen Jahren, kam es im Bereich des Siebengebirges zu einem Vulkanismus. Große Mengen von vulkanischem Lockermaterial (vor allem Asche, Tuff) wurden an der Oberfläche ausgeworfen. Die Tuffschichten waren seinerzeit mehrere hundert Meter mächtig. Noch heute ist die Tuffdecke im Siebengebirge teilweise bis über 100 Meter dick, zum Beispiel am Großen Ölberg.
Neben Tuff finden sich im Siebengebirge auch andere Vulkangesteine (Trachyte, Latite und Basalte), die während der vulkanischen Aktivitäten aus der Tiefe nach oben befördert wurden und das Siebengebirge insgesamt zu einer Vulkanregion machten.

Frühere Nutzung
Das Siebengebirge hat eine lange Steinbruch- und Bergbaugeschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Die ersten Steinbrüche entstanden bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. Es war vor allem das Gestein Trachyt, das in großem Ausmaß abgebaut wurde. Trachyt zeichnet sich durch eine besondere Härte aus und ist dadurch als Baustein besonders geeignet. Die Trachyte des Drachenfelsens, der damals bis zum Rheinufer reichte, wurden beispielsweise im Mittelalter zum Bau zahlreicher Kirchen im Rheinland genutzt (u. a. für den Kölner Dom).
Im Bereich des Bergbaus wurden vor allem Kupfer-, Blei- und Zink-Erze abgebaut. Der Bergbau wurde im späten 19. Jahrhunderts eingestellt, als die Preise für Buntmetall fielen.

Das Siebengebirge heute
Heute dient das Siebengebirge vor allem zu Naturschutz- und Erholungszwecken. So ist das komplette Siebengebirge Bestandteil des Naturparks Siebengebirge und gleichzeitig Naturschutzgebiet. Flächenmäßig handelt es sich mit 42 km² sogar um das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen.
Die bergige und waldreiche Landschaft sowie zahlreiche Sehenswürdigkeiten ziehen viele Touristen an, insbesondere Natur- und Erholungssuchende. Für Wanderer stehen etwa 200 km Wanderwege zur Verfügung, die weitgehend für den Pkw-Verkehr gesperrt sind. Das bekannteste Wahrzeichen des Siebengebirges ist der Drachenfels mit der Burgruine und der Drachenfelsbahn (vgl. Kartensignatur „Zahnradbahn“). Weitere Sehenswürdigkeiten innerhalb des Kartenausschnitts sind das Schloss Drachenburg, die Hirschburg (nördlich der Drachenburg gelegen) sowie verschiedene Museen und Einrichtungen in Königswinter und Bad Honnef.
S. Lemke

M3: Vom Bild zur physischen Karte

Darstellung der Landhöhen
Das Schrägluftbild (7.2) zeigt einen Ausschnitt des Siebengebirges mit dem Drachenfels und der Burgruine in der rechten oberen Bildmitte, westlich davon befindet sich Schloss Drachenburg und im Hintergrund der Petersberg. Die verschiedenen Geländehöhen sind gut zu erkennen. Um die Höhenunterschiede des Reliefs auch in einer physischen Karte sichtbar zu machen, werden Berge, Senken und Täler mithilfe von Höhenlinien, farbigen Höhenschichten, einzelnen Höhenangaben und einer Schummerung dargestellt.
Ein Berg wird zunächst als dreidimensionales Blockbild dargestellt, auf dem Höhenlinien und Höhenschichten eingezeichnet werden (vgl. 7.1 oben). Höhenlinien sind gedachte Linien, die Punkte in gleicher Höhenlage miteinander verbinden. Zwischen den Höhenlinien werden die einzelnen Höhenschichten in unterschiedlichen Farben eingefärbt.
Anschließend erhält der Berg die Schummerung (vgl. 7.1 zweite Abbildung). Als Schummerung (oder Schattendarstellung) bezeichnet man die Erzeugung von Schattierungen an Erhebungen, z. B. Berghängen, damit diese räumlicher (plastischer) wirken.
Werden diese beiden Blockbilder des Berges miteinander kombiniert, erhält der Kartograph eine dreidimensionale Darstellung des Berges mit Höhenlinien, Höhenschichten und Schummerung (vgl. 7.1 dritte Abbildung). Die höchsten Punkte einer Region werden zudem durch genaue Höhenangaben markiert. Bei Gewässern werden dagegen die tiefsten Punkte durch Tiefenangaben kenntlich gemacht. Das Blockbild 7.3 ist eine kombinierte Darstellung, in der auf dem reinen Blockbild zusätzlich Landschaftselemente wie der Rhein sowie markante Gebäude und Felsen bzw. Steinbrüche eingezeichnet sind. Die Geländehöhen lassen sich in der späteren Karte durch die farbigen Höhenschichten eindeutig zuordnen.
Für die Darstellung des Berges in der Karte wird die Blockbild-Darstellung schließlich verebnet (vgl. 7.1 unten). Durch die Verwendung von Höhenlinien und Höhenschichten sind die Höhe und Steilheit des Berges weiterhin erkennbar. Folgen viele schmale Höhenschichten aufeinander, ist der Berg (oder auch eine Küste) sehr steil. Sind die einzelnen Höhenschichten jedoch sehr breit, steigt die Höhe nur sanft an, das Relief ist eher flach.

Die physische Karte
Durch die eingezeichneten Höhenlinien, Höhenschichten, die Schummerung und einzelne Höhenangaben sind die Höhenunterschiede der Landschaft sehr plastisch und sind dadurch gut erkennbar. Die Landhöhen werden meistens in der Legende der Karte durch das Blockbild erläutert. Hierbei werden geringe Höhen zwischen 0 und 200 Metern in Grüntönen dargestellt. Ab einer Höhe von 200 Metern erscheinen Landschaften und Berge in Brauntönen von Ocker bis Dunkelbraun. Je höher eine Landschaft oder ein Berg liegen, desto dunkler ist der Braunton in der Karte. Unterhalb des Meeresspiegels werden die Wassertiefen in abgestuften Blautönen deutlich gemacht. Je tiefer ein Gewässer (z. B. ein Meer) ist, desto dunkler ist der Blauton, mit dem das Gewässer in der Karte dargestellt wird.
Um eine vollständige physische Karte von einer Region zu erstellen, werden neben den Landhöhen auch Verkehrswege, Gewässer und Siedlungsflächen berücksichtigt. Zwar kann nicht jede Einzelheit der Landschaft in der Karte aufgenommen werden. Auch ist die Bodenbedeckung (z. B. Wald und Wiesen) nicht Bestandteil einer physischen Karte. Dennoch finden sich auffällige Erscheinungen aus dem Schrägluftbild (7.2) in der physischen Karte wieder, etwa der Drachenfels mit der Burgruine oder Schloss Drachenburg.
M. Schneider, S. Lemke



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