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Toskana (Italien) – Nutzung geothermischer Energie

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 86 Abb. 1
Diercke Karte Toskana (Italien) – Nutzung geothermischer Energie

 
Toskana (Italien) – Nutzung geothermischer Energie

Larderello ist ein Ort mit rund 850 Einwohnern in der Toskana. Larderello liegt in einem rund 200 km² großen Gebiet, das durch „Soffioni“ geprägt ist. Soffioni sind Erdspalten, aus denen heißer Dampf austritt. Weiterhin gibt es dort auch von heißen Quellen gebildete Tümpel und Teiche, so genannte „lagoni“ (große Seen). Diese kleinen borhaltigen Wasserbecken waren bereits den Etruskern und Römern bekannt. Die Etrusker verwendeten z. B. Borsalz aus den Quellen zur Herstellung von Medizin und Keramikglasuren.
Der italienische Naturwissenschaftler Paolo Mascagni entwickelte bereits im Jahr 1799 eine Methode, durch die man Erdwärme zur Herstellung von Borsäure nutzen konnte. Borsäure war zu jener Zeit ein wichtiges Produkt und wird noch immer in der Glasindustrie und bei der Herstellung von Salben und Desinfektionsmitteln verwendet.
Der Industrielle Francesco De Larderel, trieb den geothermischen Einsatz bei der Gewinnung von Borsäure zu Beginn des 19. Jahrhunderts. voran. Ab diesem Zeitpunkt wurde Larderello ein begehrter Standort für die Borsäure produzierende Industrie.

Wärmegewinnung und Transport
Im 20. Jahrhundert entstanden erste Ideen zur Nutzung der lokalen Erdwärme für die Stromerzeugung. Bereits 1904, also vor über hundert Jahren, entstand in Larderello das weltweit erste geothermische Kraftwerk. Damit war Italien das erste Land, das auf diese Weise Strom erzeugte.
Tiefenbohrungen sollten mehr Dampf für die Stromerzeugung liefern. Mit diesen Bohrungen wurde Anfang der 1930er-Jahre begonnen. Mittlerweile liefern zehn Tiefenbohrungen über ein oberirdisch verlegtes Rohrsystem Heißdampf mit mehr als 200 Grad Celsius. Diese „Dampfquellen“ gehören zu einem Rohrsystem, das mittlerweile mehrere Kraftwerke mit heißem Dampf versorgt.
Die Anlagen in Larderello verfügen heute über eine Gesamtleistung von ca. 545 Megawatt (MW). Der Block eines Kohlekraftwerks liefert zum Vergleich ca. 400 MW. Der eines Kernkraftwerks ca. 1300 MW.
Die Kosten für die Stromerzeugung mittels Erdwärme sind eher gering, da keine zusätzlichen Brennstoffe gekauft werden müssen. Und umweltfreundlich ist diese Methode auch.

Funktionsweise eines Geothermie-Kraftwerks
Über spezielle Tiefenbohrungen konnte man zu den Erdwärmereserven im Untergrund vordringen. Kühles Wasser wird mit Druck in den Untergrund gepresst. Dort verwandelt es sich in Dampf und steigt über ein Rohrsystem nach oben an die Erdoberfläche. Über die Rohre wird der heiße Dampf zu einer Turbine im Kraftwerk geleitet. Die Turbine wird durch den Dampf angetrieben. Die Turbine ist mit einem Generator gekoppelt. Dort wird schließlich Strom erzeugt, der in das Stromnetz eingespeist wird. Dasselbe geschieht durch heißes Wasser, das von den heißen Quellen zur Turbine geleitet wird.
Das Abwasser bzw. kondensierte Wasser des geothermischen Kraftwerks wird über den Kühlturm und spezielle Schächte in die Tiefe zurückgeführt. Eine Methode, die so die unnötige Belastung von Gewässern vermeidet. In der Tiefe verwandelt sich das Wasser erneut in Dampf und der Kreislauf beginnt wieder von vorn.
Ein Teil der kondensierten Flüssigkeit fließt direkt vom Kondensator zurück in die Turbine. Der überschüssige Wasserdampf wird in die Luft abgegeben.
J. Seibel



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