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Russland/Zentralasien – Wirtschaft

aus 978-3-14-100267-6 auf Seite 96 Abb. 1
Diercke Karte Russland/Zentralasien – Wirtschaft

 
Russland/Zentralasien – Wirtschaft

Die Karte gibt einen Überblick über die Wirtschaft in Russland bzw. Zentralasien. Sie zeigt die naturräumliche Abhängigkeit: Kältegebiete im Norden und Trockengebiete im Süden engen den Lebens- und Wirtschaftsraum in diesem Gebiet stark ein.

Entwicklung der Wirtschaft bis 1900
Die Lebens- und Wirtschaftsräume Zentralasiens lagen bis zum 19. Jahrhundert vor allem im europäischen Landesteil des russischen Reiches. In dieser Region sind das Klima und die Böden gut für die Landwirtschaft geeignet. Zu ersten industriellen Schwerpunkten entwickelten sich Moskau und St. Petersburg. Durch ausländisches Kapital wurden die Erschließung der Steinkohle- und Eisenerzvorkommen im Donezbecken finanziert. Die Grundstrukturen des Eisenbahnnetzes bestanden schon, insbesondere im europäischen Landesteil. Aber erst mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn (ab 1894) siedelten sich zahlreiche Bauern in den Gunsträumen südlich der Taiga an. Dort, wo die Eisenbahn die großen Flüsse querte, entwickelten sich rasch wachsende Handels- und Verwaltungsstädte.

Die Industrialisierung nach 1900
Die Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur wurde während der Industrialisierung der Sowjetunion, zu der sich die meisten zentralasiatischen Länder 1917 zusammenschlossen, vervollständigt. Durch Ausbildung, aber auch durch Zwangsarbeit und durch die Begrenzung des Konsums auf ein Minimum, konnten die dafür benötigten finanziellen Mittel aufgebracht werden. Über eine stark zentralisierte Planung wurde entschieden, in welchen Regionen die knappen Mittel eingesetzt werden sollten. Traditionelle Standorte wie Moskau wurden ausgebaut. Dort wurden die Produktionsmittel hergestellt, die woanders zur Industrie-Entwicklung notwendig waren.
Vorhandene Standorte in der Nähe von Rohstofflagerstätten (Erdöl) wurden mit dem Ziel weiter entwickelt, Grundstoff-Industrien aufzubauen. Grundstoff-Industrien, wie die Erdölindustrie am Uralgebirge, sind für die Gewinnung von Rohstoffen zuständig. Weiterverarbeitende Industrien nutzen dann wiederum die gewonnen Rohstoffe zur Herstellung von Gütern. An den Standorten der Eisen- und Metallverarbeitung entstanden außerdem Produktionsgüter-Industrien. Diese stellten zum Beispiel Landmaschinen für die Landwirtschaft her. Außerhalb der traditionellen Wirtschaftsregionen wurden unter schwierigen Klimabedingungen Bodenschätze erschlossen, häufig unter Einsatz von Zwangsarbeitern (Beispiele: Kola, Petschora-Becken).

Wirtschaftliche Entwicklung seit 1945
Im Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil der Industrie zerstört, andererseits wurden bedeutende Anlagen fluchtartig verlassen und an anderen Standorten neu angesiedelt, wo sie nach Kriegsende blieben. Während des Wiederaufbaus nach dem Krieg wurde die Industrie im Westen erweitert. In Sibirien gelang es dagegen nicht immer, eine vielfältige Produktionskette aufzubauen. Häufig blieb es bei der bloßen Rohstoff-Förderung.
Heute sind die Wirtschaft und der Außenhandel vieler Staaten in Zentralasien mehr denn je auf Rohstoffe, vor allem auf Erdgas und Erdöl, ausgerichtet. Russland stellt dabei auch nach dem Zerfall der Sowjetunion das wirtschaftliche Zentrum der heutigen GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) dar. Vor allem die reichen Rohstoffvorkommen ließen die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Russland und den übrigen Staaten der GUS weiter wachsen.
A. Karger, M. Schneider



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