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Istanbul (Türkei) – erdbebengefährdete Megastadt

aus 978-3-14-100269-0 auf Seite 87 Abb. 5
Diercke Karte Istanbul (Türkei) – erdbebengefährdete Megastadt

 
Istanbul (Türkei) – erdbebengefährdete Megastadt

In der türkischen Stadt Istanbul leben rund 15 Millionen Menschen. Istanbul liegt zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer, die durch eine Meerenge, den Bosporus, miteinander verbunden sind.
Rund 20 km südlich vor der Küste Istanbuls treffen die Eurasische und die Anatolische Platte aufeinander und bilden die Nordanatolische Verwerfung. Diese zieht sich vom Nordosten der Türkei quer durch das Land und bildet vor der Küste Istanbuls zusätzlich mehrere kleine tektonische Störungen.
Die Anatolische Platte im Süden schrammt mit einer ungefähren Geschwindigkeit von zwei Zentimetern pro Jahr in Richtung Westen an der Eurasischen Platte vorbei. Dabei bleibt sie immer wieder an der Eurasischen Platte hängen und es baut sich Spannung auf. Das dauert so lange, bis sich die Verhakung ruckartig löst. Ein Erdbeben entsteht.

Ein Erdbeben und seine Folgen
Entlang der nordanatolischen Hauptverwerfung bebte die Erde zwischen den Jahren 1509 und 1999 vier Mal. Zwei dieser Erdbeben hatten ihren Ursprung bzw. ihr Epizentrum direkt vor der Küste Istanbuls. Im August 1999 traf es die Großstadt Izmit östlich von Istanbul. Bei diesem Erdbeben mit einer Stärke von 7,4 starben damals rund 18 000 Menschen.
Diese Katastrophe lässt erahnen, welche Folgen ein Erdbeben dieser Stärke auf die Millionenstadt Istanbul hätte. Besonders die Altstadt mit ihren historischen Bauten und südwestliche Stadtteile wären davon betroffen. Hinzu kämen große Zerstörungen entlang der küstennah gelegenen Eisenbahnlinie. Der seit 2009 im Bau befindliche Marmaray-Tunnel, der den schnellen Transport von Menschen und Waren unterhalb der Meerenge ermöglichen soll, wäre ebenfalls davon betroffen.
Im Jahr 1766 suchte das letzte große Erdbeben die Stadt Istanbul heim. Rund 4000 Menschen starben damals. Würde die Erde in Istanbul heute beben, träfe es vermutlich zwischen 20 000 und 32 000 Menschen.

Istanbul entwickelt ein Frühwarnsystem
Um die drohenden Folgen eines Erdbebens möglichst gering zu halten, haben Forscher den so genannten Erdbeben-Masterplan verfasst. Dieser Plan beschreibt, wie sich die Menschen vor und während eines Bebens verhalten sollen. Ein modernes Frühwarnsystem soll bei der sekundenschnellen Erfassung von Erdbeben helfen. Dazu sind mehrere Messstationen entlang der Hauptverwerfung platziert. Ihre Signale sollen dabei helfen, in kurzer Zeit Züge zu stoppen oder Gasleitungen zu schließen. Ein weiterer Punkt ist die Sanierung öffentlicher Gebäude, wie Krankenhäuser und Schulen und der erdbebensichere Umbau von Privathäusern in den besonders gefährdeten südwestlichen Stadtteilen Menekse, Ataköy und Yedikule.
Bislang hofft man, dass die Stadt von dem Schlimmsten verschont bleibt und sich das Erdbeben im Boden auf die kleineren Verwerfungen bzw. tektonischen Störungen verteilen wird. Eine Entwarnung ist jedoch nicht gegeben.
J. Seibel



Stichworte: Erdbeben Europa Istanbul Megastadt Naturkatastrophe Tektonik Türkei Verwerfung

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