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Halle-Leipzig – Wirtschaft

aus 978-3-14-100270-6 auf Seite 19 Abb. 2
Diercke Karte Halle-Leipzig – Wirtschaft

 
Halle-Leipzig – Wirtschaft

Der Grund für die bedeutende Stellung des Industrieraums Halle-Leipzig war bis 1992 ein eng verflochtener Wirtschaftskomplex aus Braunkohlebergbau, Stromerzeugung, Chemie-Industrie sowie Maschinen- und Schienenfahrzeugbau in Verbindung mit ausgewählten Dienstleistungen (z. B. Leipziger Messe). Seit Anfang der 1990er-Jahre vollzog sich in diesem Industrieraum jedoch ein tiefgreifender Strukturwandel.

Mitteldeutsche Braunkohleförderung
Braunkohle war der mit Abstand wichtigste Energieträger der rohstoffarmen DDR. Zugleich war und ist die Braunkohle bis heute ein wichtiger Rohstoff der chemischen Großindustrie in Leuna, Buna, Bitterfeld und Wolfen. Der Kartenausschnitt erfasst den gesamten Raum der ehemaligen Braunkohlelagerstätten des so genannten Weißelsterbeckens. Vor der deutschen Wiedervereinigung waren diese Lagerstätten mit rund 35 Prozent an der Gesamtfördermenge der DDR beteiligt, die insgesamt 301 Millionen Tonnen umfasste. Nach 1990 erlebten sie jedoch einen rasanten Niedergang: Allein in den ersten fünf Jahren nach dem Fall der Mauer sank die Förderung im Mitteldeutschen Revier um nahezu 80 Prozent. In den meisten Abbaugebieten ist der Betrieb inzwischen eingestellt. Die ehemaligen Abbauflächen wurden und werden rekultiviert. Im Rahmen der Rekultivierung werden Flächen für Naherholung, Naturschutz und Forstwirtschaft geschaffen, so zum Beispiel im Revier Borna-Böhlen. Durch die Flutung des Tagebaurestlochs Zwenkau entsteht dort zurzeit der größte und letzte von insgesamt sieben Bergbau-Folgeseen im Südraum von Leipzig, die auch eine touristische Nutzung ermöglichen. Mit Profen und Vereinigtes Schleenhain gibt es nur noch zwei produzierende Tagebaue in diesem Revier, das um 1960 noch das Zentrum der mitteldeutschen Braunkohleförderung war. Auch im Bitterfelder Revier, dem ältesten Revier Mitteldeutschlands, wurden in den vergangenen Jahrzehnten Tagebaurestlöcher geflutet. Auch sie dienen seitdem als Naherholungsgebiet, etwa der Muldestausee. Im Tagebau Amsdorf, westlich von Halle, wird hingegen gegenwärtig noch Braunkohle abgebaut.

Wirtschaftliche Schwerpunkte und Strukturwandel
Im Ballungsraum Halle-Leipzig, der auch das Gebiet Bitterfeld-Wolfen umfasst, überwog um 1960 die chemische Industrie. Auch der traditionelle Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie prägten das Industrieprofil. Nach 1990 erlebte der gesamte Raum einen tiefgreifenden Strukturwandel. Der Niedergang bisheriger wirtschaftlicher Strukturen war so ausgeprägt, dass er nicht allein durch die Ansiedlung zahlreicher Forschungs-, Verwaltungs- und Kultureinrichtungen ausgeglichen werden konnte. Erschwerend wirkte, dass Halle und Leipzig 1990 verwaltungstechnische Funktionen an die Landeshauptstädte Magdeburg bzw. Dresden verloren. In jüngster Zeit lässt sich jedoch insbesondere für Leipzig eine deutlich positivere Wirtschaftsentwicklung beobachten: zum Beispiel durch die Neue Messe, durch die Logistikstandorte am Flughafen Leipzig-Halle oder durch die Produktionsstätten der Automobilindustrie (Porsche, BMW).
J. Breuste, J. Dornbusch, T. Topel, U. M. Buchheim, S. Lemke



Stichworte: Bergbau Braunkohle Halle Industrie Industrieraum Leipzig Rekultivierung Sachsen Sachsen-Anhalt Strukturwandel


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