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Wirtschaftskraft

aus 978-3-14-100270-6 auf Seite 23 Abb. 3
Diercke Karte Wirtschaftskraft

 
Wirtschaftskraft

Arbeitslosenquote und Bruttoinlandsprodukt
Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 13,6 Prozent steht Sachsen-Anhalt bundesweit (neben Mecklenburg-Vorpommern) an der Spitze und ist damit noch schlechter gestellt als seine ostdeutschen Nachbarn Brandenburg, Sachsen und Thüringen, vor allem aber natürlich als das westdeutsche Nachbarland Niedersachsen. Starke Defizite hat Sachsen-Anhalt auch bei einem weiteren Indikator für die regionale Wirtschaftskraft, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dieses gibt den Gesamtwert aller innerhalb eines Jahres und innerhalb der Grenzen einer Volkswirtschaft erbrachten Leistungen (Waren und Dienstleistungen) an und spiegelt damit die Wirtschaftsleistung eines Landes wieder. Beim BIP liegen alle Landkreise des Bundeslandes unter dem Bundesdurchschnitt. Auch die Oberzentren (Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau) heben sich nicht wesentlich von ihrem Umland ab. Halle weist gar ein noch niedrigeres BIP auf als der umliegende Saalekreis.

Pendlerströme nach Niedersachsen
Die im Vergleich zu den benachbarten Bundesländern, insbesondere zum westlichen Niedersachsen geringere regionale Wirtschaftskraft (hohe Arbeitslosenquote, niedriges BIP) hängt eng mit dem Arbeitsplatzangebot und damit mit den Pendlerströmen zusammen. Bundeslandgrenzüberschreitende Pendlerbewegungen bestehen vor allem nach Niedersachsen, das als einziges der westlichen Bundesländer eine Grenze mit Sachsen-Anhalt bildet. Diese einseitigen Ströme richten sich nicht nur auf die grenznahen Wirtschaftszentren Wolfsburg (Automobilindustrie: Sitz der Volkswagen AG), Braunschweig (Maschinenbau-, Automobilindustrie, Technische Universität, Forschungseinrichtungen) und Salzgitter (Stahlindustrie: Sitz der Salzgitter AG; Kraftfahrzeugbau und -technik), die ein starkes BIP aufweisen. Auch in die strukturschwachen Landkreise des ehemaligen Zonenrandgebietes (Wolfenbüttel, Helmstedt, Gifhorn, Uelzen, Lüchow-Dannenberg) sind Pendlerströme festzustellen. Diese weisen – wie die benachbarten Regionen in Sachsen-Anhalt – ein unterdurchschnittliches BIP auf, das teilweise sogar noch geringer als in Sachsen-Anhalt ausfällt; sie sind jedoch durch ihr Arbeitsplatzangebot attraktiver.

Pendlerströme innerhalb der Ballungsräume
Innerhalb der sachsen-anhaltinischen Ballungsräume bestehen die für Agglomerationen typischen Pendlerströme zwischen Stadt und Umland hingegen in beide Richtungen: Neben der vorherrschenden Pendlerbewegung aus den umliegenden Landkreisen in das Oberzentrum gibt es umgekehrt auch bedeutende Bewegungen aus dem Zentrum in das Umland. Dies ist vor allem zwischen Magdeburg und dem Landkreis Börde der Fall, wo zahlreiche neue, verkehrsgünstig gelegene Gewerbegebiete beheimatet sind (zum Beispiel in Barleben), außerdem zwischen Halle und dem umliegenden Saalekreis, der mit dem Dow Olefinverbund (ehemals Buna-Werke) in Schkopau und der Logistikindustrie in Kabelsketal (bedingt durch die Nähe zum Flughafen Leipzig/Halle) ein bedeutender Industriestandort ist – was sich auch im bereits erwähnten BIP wiederspiegelt. Zudem gibt es starke Pendlerströme aus dem gesamten Großraum Halle in das benachbarte, noch größere sächsische Oberzentrum Leipzig, das Halle wirtschaftlich in den Schatten stellt.
Neben der unterdurchschnittlichen Wirtschaftskraft fällt somit auf, dass es Sachsen-Anhalt an starken Oberzentren mangelt: Deren Bedeutung wird einerseits durch ein wirtschaftlich relativ leistungsfähiges Umland relativiert, andererseits reicht die Strahlkraft benachbarter Wirtschaftszentren in Niedersachsen (vor allem Wolfsburg) sowie Sachsen (Leipzig) bis weit nach Sachsen-Anhalt hinein.
B. Schreier



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