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Industriestandort Neunkirchen 1980

aus 978-3-14-100273-7 auf Seite 28 Abb. 1
Diercke Karte Industriestandort Neunkirchen 1980

 
Industriestandort Neunkirchen 1980
Mit 47 400 Einwohnern (2010) ist Neunkirchen die zweitgrößte Stadt des Saarlandes. Die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises liegt an der Blies, nur 20 km von Saarbrücken entfernt. Wie kaum eine andere Stadt im Saarland war Neunkirchen von den Strukturkrisen im Steinkohlenbergbau und in der Stahlindustrie betroffen. 1968 wurde der Bergbau eingestellt, das große Eisenwerk 1982 stillgelegt. Trotzdem hat Neunkirchen den Strukturwandel vom einst bedeutenden Montanstandort zu einem modernen Industrie-, Dienstleistungs- und Einkaufszentrum geschafft. Die Stadt kann dabei auch von ihrer verkehrsgünstigen Lage profitieren.

Neunkirchen um 1980
Die Karte zeigt die Situation am Industriestandort Neunkirchen vor Schließung des Neunkircher Eisenwerks, das mit Produktionsstätten, Verkehrswegen und Abraumhalden ein riesiges Areal einnimmt. Steinkohlenbergbau und Eisenhämmer lassen sich in Neunkirchen bis ins Jahr 1431 zurückverfolgen, 1593 ließ Graf Albrecht von Ottweiler beim Dorf Neunkirchen ein Eisenwerk errichten. 1806 erwarben die Gebrüder Stumm das Eisenwerk, das ab 1871 zu einem Unternehmen von Weltrang heranwuchs. Steinkohle wurde im Kohlwald und bis 1968 in der Grube König (am unteren Kartenrand) abgebaut und auf Schienen zum Hüttenwerk transportiert. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die beiden Hochöfen 1950 wieder angeblasen. Vor der Stahlkrise wurden im Neunkircher Eisenwerk 1974 knapp über 1 Mio. t Roheisen, 1,29 Mio. t Rohstahl und 1,05 Mio. t Walzwerkfertigerzeugnisse hergestellt. Die Zahl der Beschäftigten betrug rund 8800. 1978 ging das Eisenwerk mehrheitlich in den Besitz des Stahlkonzerns ARBED Luxemburg über.
Neunkirchen um 2010
Nach der Stilllegung aller Hochöfen und der Kokerei 1982 stand die Stadt Neunkirchen vor großen Herausforderungen. 1984 wurde sie Eigentümerin der 60 ha großen Industriebrache und begann mit dem Abriss von Gebäuden und Schienen sowie der Rekultivierung des Geländes. Damit verbunden war eine Neugestaltung des an das Industriegelände angrenzenden Stadtareals. 1989 wurde das später noch erweiterte Geschäftszentrum Saarpark-Center eingeweiht. Die Müllverbrennungsanlage auf dem Gelände der ehemaligen Grube König wurde vergrößert und ein Fernheizwerk sowie eine Kläranlage (eine zweite befindet sich bei der alten Grube Oberschmelz) wurden errichtet. Teile des Industriegeländes wurden in einen Gewerbepark umgewandelt, kommunale und Landesbehörden (u.a. TÜV) entstanden. Eine besondere Touristenattraktion ist das der Industriegeschichte und -kultur gewidmete "Alte Hütten Areal", das auch für kleine und größere Veranstaltungen genutzt werden kann. 1991 wurden der Neunkircher Hüttenweg, 1993 der Hüttenpark und 1996 der Neunkircher Grubenweg eingeweiht. Teile des ehemaligen Eisenwerks sind als Industriedenkmale ausgewiesen, u. a. der Wasserturm und die Stummsche Reithalle. Nach wie vor produziert die ARBED Saarstahl auf dem nordöstlichen Industriegelände Feinstahl, Drähte und Gießereiprodukte.
S. Heise (nach E. Astor)


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