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Welterbe Völklinger Hütte

aus 978-3-14-100273-7 auf Seite 6 Abb. 3
Diercke Karte Welterbe Völklinger Hütte

 
Welterbe Völklinger Hütte

Das Welterbe Völklinger Hütte ist ein stillgelegtes Eisenwerk, das über 100 Jahre lang in Betrieb war und auch als „Kathedrale der Arbeit“ bezeichnet wird. 1994 erklärte die UNESCO mit der Völklinger Hütte erstmals ein Industriedenkmal aus der Blütezeit der Eisen- und Stahlindustrie zum Weltkulturerbe.

Lage und Größe
Die Völklinger Hütte erstreckt sich südwestlich der Innenstadt von Völklingen (siehe Karte 13.3 „Physische Übersicht“, Gradfeld B 2). Das Hüttengelände ist gelegen zwischen der Saar und dem Bahnhof Völklingen, dessen Gleisanlagen früher dem Rohstofftransport zur Hütte dienten. Die Welterbestätte (olivgrüne Fläche in der Karte) ist etwa zehn Hektar groß.

Geschichte der Völklinger Hütte
Das erste Stahlwerk auf dem Gelände der Völklinger Hütte entstand 1873; es wurde nach sechs Jahren jedoch wieder geschlossen. 1881 kaufte der Hütteningenieur Carl Röchling die stillgelegten Anlagen und gründete die „Röchling´schen Eisen- und Stahlwerke“. 1883 ging der erste Hochofen zur Produktion von Roheisen in Betrieb. 1890 stiegen die Werke zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands auf und galten als eine der modernsten Industrieanlagen Europas. 1891 eröffnete Carl Röchling das Thomas-Stahlwerk der Völklinger Hütte. Mit dem so genannten Thomas-Verfahren konnte Minette verhüttet werden, ein Eisenerz, das im benachbarten französischen Lothringen abgebaut wurde. 1897 ging die erste Koksbatterie in Betrieb – sie bestand aus mehreren Koksöfen, die der Erzeugung von Koks aus Steinkohle dienten. Die Werke wurden in den folgenden Jahren immer weiter ausgebaut und um neue Anlagen erweitert. 1928 wurde eine der damals modernsten Sinteranlagen eingerichtet. Mit der Sintertechnik konnten Abfallprodukte aus dem Verhüttungsprozess (z. B. Feinerz) recycelt und dem Hochofenprozess wieder zugeführt werden.
Im Zweiten Weltkrieg produzierten in der Völklinger Hütte mehrere Tausend Fremdarbeiter und Kriegsgefangene Eisen und Stahl unter schwersten Bedingungen. Während des Baubooms in der Nachkriegszeit erreichten die Werke ihren Produktionshöchststand. 1975 kam es allerdings im Zuge der weltweiten Stahlkrise zu einem wirtschaftlichen Einbruch. Die Völklinger Hütte wurde mit anderen Werken zusammengelegt; 1982 entstand schließlich die Arbed Saarstahl GmbH (seit 1989 Saarstahl AG). 1986 wurden die Roheisenproduktion eingestellt und das alte Eisenwerk zum Industriedenkmal erklärt. 1994 folgte die Ernennung zum Weltkulturerbe der UNESCO. Im Gegensatz zur Roheisenproduktion findet die Stahlproduktion am Standort Völklingen bis heute weiterhin statt.

Völklinger Hütte heute – Weltkulturerbe
Die Völklinger Hütte stellt ein einzigartiges Denkmal der Industriegeschichte dar. Seit dem Jahr 2000 kamen mehr als 2,5 Millionen Besucher, um die Anlagen und Begleitausstellungen zu sehen. Auch Konzerte finden auf dem Gelände statt.
Ein über 6 000 Meter langer Rundweg führt zu den sieben Stationen der Welterbestätte (siehe Karte): Den Auftakt macht die Sinteranlage (1. Station) mit multimedialer Einführungsschau. Die Erzhalle (2. Station) ist heute Ausstellungs- und Kulturhalle. Vom Dach der Halle hat man einen weiten Blick über die Stadt Völkingen und das noch aktive Stahlwerk. Ebenfalls Ausstellungsraum bietet die Möllerhalle (3. Station) – früher lagerten dort rund 12 000 Tonnen Rohstoffe. Die 4. Station besteht aus sechs alten Hochöfen und einer weiteren Aussichtsplattform in 45 Metern Höhe. Auf der Fläche der Kokerei (5. Station) begegnen sich heute auf faszinierende Weise Industriekultur und Natur. Beim „ScienceCenter Ferrodrom“ (6. Station) handelt es sich um eine multimediale Erlebniswelt rund um Eisen und Stahl – mit über 100 Erlebnisstationen zum Mitmachen und Experimentieren, dazu kommen Filme und Führungen. Die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume der Gebläsehalle (7. Station) bilden den Abschluss. In der Gebläsehalle erzeugten früher zehn gigantische Gebläsemaschinen den Wind, der in die Hochöfen geblasen wurde – die heute noch verbliebenen Maschinen gelten als weltweit einmalige Zeugen des Maschinenzeitalters.
S. Lemke

M2: Vom Bild zur thematischen Karte

Luftbilder
Das Luftbild 6.1 zeigt das Gelände der Völklinger Hütte aus der Schrägperspektive (die Alte Völklinger Hütte befindet sich in der linken Bildmitte). Allerdings sind einzelne Gebäude durch den schrägen Aufnahmewinkel des Fotos und die zunehmende Entfernung nur schwer zu erkennen; einige Flächen werden auch von anderen Gebäuden verdeckt.
Um vom Bild zu einer thematischen Karte zu gelangen, wird ein zweites Foto aus der senkrechten Perspektive benötigt. Denn in Karten werden Räume so abgebildet, wie man sie genau von oben sehen würde. So bietet das Senkrechtluftbild 6.2 eine gute Übersicht über den betrachteten Raum – außerdem zeigt der obere Bildrand nach Norden: Die Aufnahme ist genordet. Weil Karten in der Regel ebenfalls nach Norden ausgerichtet sind, eignet sich das Senkrechtluftbild gut als Grundlage zur Kartenerstellung.

Maßstab und Generalisierung
Die Senkrechtaufnahme der Völklinger Hütte und seiner Umgebung (6.2) wurde aus 1 000 Metern Höhe gemacht. Je nachdem, wie hoch der Aufnahmepunkt des Senkrechtluftbilds liegt, desto kleiner oder größer wird der Maßstab der später daraus entstehenden Karte. Der Maßstab benennt also immer das Verkleinerungsverhältnis einer Karte. Die Karte, die die Kartographen aus dem Senkrechtluftbild der Völklinger Hütte entwickelt haben (6.3), hat den Maßstab 1:12 500.
Da nicht jede Einzelheit der Landschaft in der Karte aufgenommen werden kann, vereinfachen Kartographen die Wirklichkeit bei der Herstellung einer Karte. Diesen Vorgang nennt man Generalisierung. Gebäude erscheinen dann oft nur im Grundriss. Andere, weniger bedeutsame Details wie zum Beispiel einzelne Autos, Schiffe oder Bäume werden in der Karte gar nicht berücksichtigt.
Bei Aufnahmen aus sehr großen Höhen ist die Darstellung der Wirklichkeit noch stärker verkleinert. Je stärker die Wirklichkeit verkleinert wird, desto kleiner ist der Maßstab der Karte. Bei kleinen Maßstäben, zum Beispiel bei einer Straßenkarte im Maßstab 1:250 000, gehen durch die Verkleinerung viele Einzelheiten verloren. Städte und Straßen erscheinen in diesen Karten nur noch als Kreise und Linien.

Legende
In der Legende wird jedes Kartenzeichen erklärt, sodass man die Karte einfach lesen kann. Kartenzeichen oder auch Signaturen sind Symbole, mit denen der Kartograph die einzelnen Objekte und Sachverhalte in der Karte darstellt. Meistens verwenden Kartographen ähnliche Symbole für die gleichen darzustellenden Objekte. In der Karte „Welterbe Völklinger Hütte“ (6.3) steht eine schwarze Linie zum Beispiel für den Streckenverlauf der Industriebahn. In anderen Karten könnte eine solche Linie aber zum Beispiel auch eine Erdölleitung oder Eisenbahn-Fernverkehrsstrecke darstellen.
M. Schneider, S. Lemke



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